Ich war einmal zwei Kinderzimmer und ein Flur
Vom engen Flur zum loftartigen Wohnzimmer
Dass ein Paar weniger Räume benötigt als eine vierköpfige Familie, ist eine Binsenweisheit. Interessant aber, welche Möglichkeiten sich für die neue Raumaufteilung eines Reihenhauses ergaben.
Welchen Unterschied doch ein paar Quadratmeter Mauerfläche machen können. Manchmal entscheiden sie darüber, ob ein Raum großzügig oder beengt wirkt. Einem Hauskäufer-Paar aus Hamburg kam bei der Besichtigung eines Reihenhauses die Vorstellungskraft zu Hilfe. Für die beiden war sofort klar: „Mit zwei Kinderzimmerchen können wir nichts anfangen, mit einem weiteren Wohnraum aber sehr wohl.“ Und so war es genau der Abriss von zwei dünnen Mauern, der den Durchbruch brachte zur Überzeugung: „Ja, in diesem Haus wollen wir leben!“
Der kleine Flur ist Vergangenheit.
Diese Verwandlung erlebte ein kleines Reihenhaus im Hamburger Westen, 110 Quadratmeter groß und 1979 gebaut. Im Erdgeschoss befanden sich die Küche sowie der Wohn- und Essbereich. Das Schlafzimmer, zwei kleine Kinderzimmer und ein Flur lagen im Obergeschoss. Die Deckenhöhe: 2,50 Meter, wie in vielen Neubauten üblich.
Heute befindet sich auf der Fläche von Flur und Kinderzimmern das Wohnzimmer, ein Raum von 25 Quadratmetern, der sich zum First mit einer Höhe von bis zu 3,60 Metern öffnet. Ein schöner Platz zum Lesen, Fernsehen und Plaudern, licht und geräumig. Und eine Verwandlung, die auch im Erdgeschoss neue Möglichkeiten schuf: Wo zuvor nur Raum für eine kleine Essecke war, findet nun ein großer Tisch mit acht Stühlen Platz.
Doch bevor die neue Offenheit Einzug hielt, musste alte Substanz weichen. Die Bauherren selbst rissen nicht nur die Wände ein, sondern auch die Decke: Der Spitzboden über dem Obergeschoss des Hauses hätte ohnehin nur als Stauraum für alte Kartons dienen können. Staubige Arbeit, die einen Schuttcontainer füllte und die Baukosten zu senken half. Und ein entscheidender Schritt für ein ganz anderes Wohngefühl, wie schon der unsanierte Zustand nach dem Abriss vermittelte.
Dann waren die Handwerker dran. Die dreißig Jahre alten Einzelfenster wurden gegen ein durchgehendes Fensterelement mit Wärmeschutzverglasung ausgetauscht, die Dachflächen von innen mit einer 25 Zentimeter dicken Schicht aus Zellulose gedämmt. Maßnahmen mit doppeltem Nutzen: Die Heizkosten fürs Haus sind heute deutlich niedriger, und im Sommer heizt sich der Raum längst nicht so schnell auf.
Auf den Nachher-Fotos gut zu sehen: Anders als bei typischen Dachräumen fehlen hier die Querbalken aus Holz, die einen Dachstuhl stabil halten. Sie hätten die großzügige Wirkung des Raums deutlich beeinträchtigt. Stattdessen verspannte der Zimmermann Stahlstangen zwischen den Dachsparren, die der Statik genauso zuverlässig dienen, mit ihren 25 Millimetern Durchmesser aber kaum auffallen.
Helle Töne wechseln sich mit knalligen Farben ab.
Das Streichen der Wände und Verlegen des Teppichbodens übernahmen die Bauherren wieder selbst. Um den lichten und hellen Charakter des neu geschaffenen Wohnzimmers zu betonen, setzten sie auf helle Farben und Pastelltöne. Das sandfarbene Ecksofa lädt genauso zum Lümmeln ein wie der langflorige Teppichboden. Kissen in kräftigen Rot- und Orangetönen sorgen für spannungsreiche Akzente.
Auch bei diesem Projekt bestätigte sich die alte Weisheit „Arbeit zieht Arbeit nach sich“. Denn der Blick durch die große Fensterfront fiel auf einen Balkon, der zwar geräumig, aber ziemlich heruntergekommen war. Die nächste Verwandlung wartete schon.