Der Lombardkredit
Kreditaufnahme durch Verpfändung, Sicherheitsübereignung und Abtretung
Früher nahmen vor allem Banken den Lombardkredit in Anspruch, um sich von der Zentralbank Geld zu leihen. Privatpersonen können sich auch heute noch per Lombardkredit und einer Abtretung oder Verpfändung kurzfristig frisches Geld in die Kasse spülen.
Der Begriff Lombardkredit geht auf die italienische Region Lombardei zurück, wo sich Kaufleute bereits im Mittelalter Geld liehen und die Rückzahlung mit einer Verpfändung absicherten. Heute ist diese Finanzierungsform immer noch möglich, auch wenn sie zunehmend aus der Mode kommt. Lombardkredite dienen einer kurzfristigen Finanzierung oder Überbrückung, z. B. bei einer Überziehung der Kreditlinie auf dem Girokonto. Für eine langfristige Immobilienfinanzierung sind sie grundsätzlich nicht geeignet.
Der Lombardkredit ist ein Realkredit und deshalb an die Verpfändung einer Sache gebunden. Banken sind in der Regel daran interessiert, dass das Pfand wertbeständig, einfach bewertbar und schnell liquidierbar ist. Wertpapiere erfüllen diese drei Kriterien besonders gut. Zahlt der säumige Schuldner nicht, darf der Kreditgeber sich beim Pfand bedienen. Grundsätzlich kann die Sicherheit auf drei verschiedene Weisen an den Kreditgeber „übergeben“ werden:
Hierbei werden verbriefte Rechte oder bewegliche Sachen unmittelbar an den Kreditgeber überstellt. In diesem Fall wird beispielsweise die Bank Besitzer des Pfands, der Gläubiger bleibt aber nach wie vor der Eigentümer. Die Kreditsumme entspricht nicht dem gesamten Wert des Pfands, sondern bezieht sich nur auf einen Bruchteil davon: den sogenannten Beleihungswert. In der Praxis kommt diese Form der Verpfändung vor allem bei Wertpapieren zum Einsatz. Diese müssen natürlich nicht buchstäblich der Bank übergeben werden, sondern werden lediglich im Depot gesperrt, sodass der Kreditnehmer sie nicht verkaufen kann. Das Pfandrecht erlischt automatisch dann, wenn die Kreditschuld getilgt ist. Vorteilhaft ist die Verpfändung vor allem deshalb, weil der Kreditnehmer einen Kredit sehr kurzfristig erhält, ohne Waren oder Wertgegenstände verkaufen zu müssen. Allerdings verliert er auch den unmittelbaren Besitz an den verpfändeten Sachen, sodass er sie nicht mehr nutzen kann.
Bei einem Lombardkredit mit einer Sicherheitsübereignung überträgt der Kreditnehmer das Eigentum an einer beweglichen Sache (z. B. an einer Maschine, die im Unternehmen benötigt wird, oder am eigenen Pkw) an die Bank. Der Kreditnehmer bleibt infolgedessen unmittelbarer Besitzer und kann das Pfandgut aus der Sicherheitsübereignung weiterhin nutzen. Er muss also fortan nicht den Betrieb einstellen oder zu Fuß gehen.
Auch Forderungen können an ein Kreditinstitut abgetreten werden. Man spricht hierbei von einer Zession. Der Kreditnehmer tritt dabei eine Forderung, die er z. B. an einen seiner Kunden hat, an den Kreditgeber ab. Durch die Abtretung wird der Kreditgeber der neue Gläubiger des alten Schuldners. Übrigens ist es durchaus auch möglich, zukünftige Forderungen bereits heute abzutreten.
Wie bereits erwähnt, eignet sich der Lombardkredit grundsätzlich nicht für die langfristige Immobilienfinanzierung, kann aber eine kurzfristige Ebbe in der Kasse ausgleichen oder die Finanzkraft des Gläubigers steigern. Wie das funktioniert, lässt sich besonders gut am Effektenlombardkredit demonstrieren. Der Effektenlombard ist in der Praxis die häufigste Form des Lombardkredits. Der Kreditnehmer bietet hierbei seinen Bestand an Wertpapieren als Sicherheit, um einen Kredit aufzunehmen, mit dem er weitere Wertpapiere kauft. Hierdurch vergrößert er seinen finanziellen Spielraum und macht sich einen Hebeleffekt zunutze, der in Zeiten steigender Börsen hohe Gewinne verspricht – aber ein entsprechendes Verlustrisiko birgt. Weitere, weitaus seltener angewendete Varianten sind der Warenlombardkredit, bei dem Handelsgüter verpfändet werden, oder der Edelmetalllombard, bei dem z. B. Gold, Silber und Platin als Sicherheit dienen.