Dämmstoffe und ihr ökologischer Nutzen
Das leisten Mineralwolle, Styropor, Baumwolle und Co.
Die Auswahl an Dämmstoffen ist groß. Manche sind besonders haltbar, besitzen jedoch nur eine mittelmäßige Energiebilanz. Hier erfahren Sie Vor- und Nachteile der gängigen Materialien.
Die EnEV 2014 dient dem Ziel, den Energieverlust langfristig zu verringern und damit die ökologische Bilanz in Deutschland zu verbessern. Der gezielte Einsatz von Dämmstoffen ist eine geeignete Maßnahme, die verbrauchte Energie auf ein erheblich geringeres Level zu senken.
Dämmen vermindert den CO2 Ausstoß
Über 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs entfallen in Deutschland auf Wohngebäude, drei Viertel davon sind Heizenergie. Laut Berechnungen der Deutschen Energie-Agentur dena lassen sich im Altbau durch eine energetische Sanierung (= Wärmedämmung) bis zu 80 Prozent Energie einsparen.
Ökobilanz
Unter ökologischer Amortisation versteht man jene Zeit, in der ein Dämmstoff die Einsparung von so viel Energie bewirkt hat, wie zu seiner Herstellung nötig war. Hier macht selbst Polystyrol eine gute Figur, wie man in den Umweltproduktdeklarationen des testenden Instituts für Bauen und Umwelt (IBU) nachlesen kann: Je nach Dämmstoffdicke liegt die energetische Amortisationsdauer bei 5 bis 14 Monaten und spart Energie ein Hausleben lang. Dass die Produktion der Dämmung mehr Energie kostet, als sie einspart, ist also ein Mythos. Das IBU schreibt: Hinsichtlich der drei wesentlichen Kennwerte ist Polystyrol durchaus auf Augenhöhe mit den „natürlichen Alternativen“. Während der Nutzung treten keine Wirkungsbeziehungen zwischen Polystyrol, der Umwelt und der Gesundheit der Nutzer auf. Das kann man in den öffentlich zugänglichen Umweltproduktdeklarationen nachlesen.
Dämmen ersetzt Atomenergie
Würde man alle sanierungsbedürftigen Wohngebäude auch nur auf das Niveau der vorletzten Energieeinsparverordnung 2009 dämmen, würde man 177 TWh Heizenergie einsparen. Durch Wärmedämmung könnte mehr Endenergie eingespart werden, als derzeit durch erneuerbare Energien erzeugt wird. Die Einsparungen wären außerdem doppelt so viel wie die Energie, die in Form von Strom von allen deutschen Atomkraftwerken zusammen in 2012 produziert wurde. Erneuerbare Energien sind also nicht eine Alternative zum Dämmen, sondern beides gehört zusammen, will man ökologisch sinnvoll bauen oder sanieren.
Im Grunde ist es jedem Handwerker erlaubt, aber darin besteht gerade das Problem. Nicht immer verfügen diese über die nötige Qualifikation und Gewissenhaftigkeit bei der Ausführung. Schimmelt nämlich die Wand nach der Dämmung oder sinken die Heizkosten nicht im erwarteten Maße, dann resultiert das in den meisten Fällen aus Durchführungsfehlern. Beispielsweise werde Fugen nicht gut verklebt, sodass sich Feuchtigkeit sammelt, Bauteilanschlüsse sind nicht richtig verbunden oder andere Ausführungen sind fehlerhaft. Die Hersteller schreiben exakt vor, wie Dämmstoffe verarbeitet werden müssen. Achten sie also auf Referenzen oder nutzen sie die Beratung durch Energieberater. Wichtig ist, dass diese unabhängig sind. Garantiert neutrale, zertifizierte Energieberater finden Sie zum Beispiel in der Datenbank des deutschen Energieberaternetzwerkes.
Dämmung ist längst nicht gleich Dämmung. Für die verschiedenen Anwendungen gibt es verschiedene Dämmstoffe. Entscheidende Unterschiede bestehen bei den möglichen Materialien. Hier die wichtigsten Dämmstoffe im Steckbrief:
Mineralwolle
Man kennt sie hauptsächlich in zwei Ausführungen: Glaswolle und Steinwolle. Dabei sind die Rohstoffe unter anderem Kalkstein, Basalt, Feldspat und Sand.
Hauptsächlich wird Steinwolle oder Glaswolle in Dachschrägen- und Leichtwänden eingesetzt. Der Vorteil von Mineralwolle: In Plattenformen eignet sie sich auch im Innenbereich für die Wände. Im Sanierungsfall ist Steinwolle oder Glaswolle bei Außenwänden zudem auch für Heimwerker in Form von hinterlüfteten Fassaden leicht zu verarbeiten. Steinwolle zählt neben Polystyrol zu den am häufigsten verwendeten Dämmstoffen.
Bei der Verarbeitung von Steinwolle oder Glaswolle werden Feinstäube frei, daher sollte bei der Verarbeitung eine Staubmaske verwendet werden. Im eingebauten Zustand kommt es zu keiner gesundheitlichen Belastung.
Der Nachteil: Mineralwolle ist feuchtigkeitsempfindlich, was die Dämmwirkung mit der Zeit herabsetzen kann. Zudem wird ein hoher Energieaufwand bei der Herstellung von Mineralwolle benötigt.
EPS
Expandierter Polystyrol-Dämmstoff ist unter dem Handelsnamen Styropor bekannt. EPS ist feuchtigkeitsbeständig, vielseitig verwendbar, verrottet nicht, und hat eine hohe Dämmwirkung. Besonders häufig wird EPS etwa für Fassadendämmung und Kerndämmungen genutzt. EPS ist für den Einsatz in Platten, aber auch für Wärmedämmverbundsysteme zur Fassadendämmung erhältlich. Da es preisgünstig ist, wird es in der Fassadendämmung, bei Neubau oder zur Sanierung eingesetzt. EPS wird handelsüblich als weiße oder weiß-schwarz gesprenkelte Dämmstoffplatte angeboten. Der Nachteil: EPS ist nicht UV-beständig. Im eingebauten Zustand unter Putz spielt das aber keine Rolle mehr.
XPS
XPS ist ein zuverlässiger Dämmstoff und vielseitig einsetzbar.
Hierbei handelt es sich um Extrudierten Polystyrol. Ein Hochleistungsdämmstoff, den man an den herstellerspezifischen pastellfarbenen Einfärbungen (grün, blau, lila, rosa und gelb) erkennt. Aufgrund einer homogenen, geschlossenen Zellstruktur verfügt es über eine hohe Druckstabilität und eine Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit, weshalb XPS schimmel- und fäulnisresistent ist. Daher ist es ein bewährter Dämmstoff für Anwendungsbereiche, die hohe Anforderungen stellen, wie drückendes Grundwasser und hohe Druckbelastung oder auf Parkdächern und begrünten Flachdächern. Demzufolge ist XPS auch eines der wenigen Dämmstoffe, die sich für ein Gründach (als Umkehrdach) eignen.
Der Hochleistungsdämmstoff kommt folgendermaßen zum Einsatz: Als Perimeterdämmung der lastabtragenden Bodenplatte, als Umkehrdach (Gründach, Dachgarten), zur Wärmebrückendämmung (Fensterabschluss), zur Kerndämmung (Wanddämmung bei zweischläfigem Aufbau) oder zur Deckendämmung (Kellerdecke oder Decke über der Durchfahrt). Will man ein ökologisches Passivhaus bauen oder aber ‚nur‘ ein Niedrigenergiehaus, die ab 2030 ohnehin Standard werden, dann kommt man um das Dämmen der Bodenplatte kaum herum.
Nachteil: XPS wird nicht in der Fassadendämmung eingesetzt. XPS ist ebenfalls nicht UV-beständig. Auch bei der Dachdämmung eines ungenutzten Daches muss der Dämmstoff immer abgedeckt werden, beispielsweise mit Kies.
PUR
Polyurethan-Hartschaum zählt zu der Gruppe der Schaumkunststoffe: Er ist druckstabil, temperaturbeständig und besitzt eine sehr gute Dämmwirkung in verschiedenen Anwendungsbereichen. PUR-Dämmstoffe haben eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit und damit eine hohe Dämmleistung. Außerdem sind sie biegefest. PUR kommt hauptsächlich in industriellen Hallen und Gebäuden zum Einsatz. Eine weitere Anwendung ist beispielsweise der Einsatz bei Zwischenspardämmungen, Untersparrendämmungen und der Innendämmung. PUR ist auch als Außendämmung hinter einer Verkleidung geeignet. Da Polyurethane zur Familie der Duroplaste gehören, sind sie druckfest, langlebig, Wasser abweisend und gegenüber fast allen Bauchemikalien beständig. Vorteile von PUR sind die sehr guten Dämmeigenschaften. Es ist ebenso alterungsbeständig, schimmel- und fäulnisresistent sowie unverrottbar. Nachteile: Es wird ein hoher Energieaufwand für die Herstellung von PUR benötigt, weshalb PUR auch ein hochpreisiges Produkt ist.
WDVS
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) bilden ein System zum außenseitigen Dämmen, das aus mehreren Schichten besteht und mit der Wand einen Verbund eingeht. Der Aufbau besteht aus folgenden Elementen: Einer Befestigungsart (geklebt und/oder gedübelt oder mit einem Schienensystem), einem Dämmstoff (EPS oder Mineralwolle), einer Putzträgerschicht (armierter Unterputz) und einer Oberflächenschicht (Oberputz oder Flachverblender). Hier können Verschiedene der oben genannten Dämmstoffe zum Einsatz kommen.
Naturdämmstoffe sind eine Alternative für jeden, der auf eine weitestgehend natürliche Bauweise setzt. Aber auch bei Ihnen gilt es, einiges zu beachten. Im Gegensatz zu organischen Schäumen können sie zum Beispiel Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Bei kurzfristiger Feuchteeinwirkung wird die Dämmeigenschaft nicht herabgesetzt. Dauerhaft werden die natürlichen Dämmstoffe aber durch Feuchtigkeit beschädigt. Bei der Verarbeitung muss dies also genauestens berücksichtigt werden. Naturdämmstoffe benötigen auch Schutz gegen Schädlings- und Schimmelbefall, was mit chemischen Zusätzen erreicht wird. Zur Verbesserung des Brandschutzes werden Borsalze oder Soda beigefügt. Es muss also bei der Auswahl der Dämmstoffe in allen Punkten das pro und kontra abgewägt werden. Die beste Entscheidung ist die Zweckmäßigkeit in dem jeweiligen Dämmbereich.
Ökodämmstoffe sind beispielsweise:
Baumwolle
Der Dämmstoff kann in Bereichen verwendet werden, wo kein Druck notwendig ist. Baumwolle lässt sich leicht verarbeiten und ist ein nachwachsender Rohstoff. Der Nachteil: Er ist weder feuchtebeständig noch schimmelresistent
Flachs und Hanf
Hanf- und Flachsdämmstoffe werden in Stopfwolle, Matten und Rollen angeboten. Auch als Einblasdämmung ist es erhältlich. Im Gegensatz zu organischen Schäumen können sie Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Sie haben gute Schallschutzeigenschaften.
Holzfasern
Um die Wärmeschutzeigenschaften zu verbessern werden sie auch mit einem Kern aus EPS (expandiertem Polystyrol) angeboten. Die Anwendung im Außenbereich benötigt Schutz vor Feuchteeinwirkung. Die Leichtbauplatten können außerdem auf unterschiedlichste Art beschichtet werden (Putze, Gipskartonplatten, Fliesen, etc.)
Dämmen lohnt sich. Es ist dank ausgereifter sowie bewährter Dämmstoffe sicher und bringt auf Dauer eine attraktive Rendite. Wichtig sind eine gute, unabhängige Energieberatung, eine gründliche Planung und eine professionelle Ausführung der Wärmedämmung. Dann können bereits Einzelmaßnahmen messbare Ergebnisse erzielen: Schon mit Teilsanierungen ist es möglich, 45 Prozent und mehr von Ihren jetzigen Heizkosten einzusparen.