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Die Verbreitung von Coworking und Räumlichkeiten dafür, sogenannter Coworking-Spaces, ist besonders in den letzten Jahren stark angestiegen. Dieses Modell kann jedoch mehr als nur Alternative zur klassischen Arbeit im Home-Office sein, denn oft ergeben sich hieraus unerwartete Chancen und Synergien für junge Existenzgründer.
“First we take Manhattan, than we take Berlin” – Leonhard Cohen gab diese Richtung vor, wobei nicht davon auszugehen ist, dass er sich auf Arbeit im selbständigen Umfeld bezog. Dennoch finden sich die Wurzeln der Coworking-Spaces, gemeinschaftlich genutzter Büro-, Tagungs- und/oder Konferenzräume, ebenso in New York, eng verknüpft mit dem Beginn der New Economy der späten 90er Jahre.
Coworking kann als Hybrid aus Homeoffice und Bürogemeinschaft betrachtet werden, repräsentiert jedoch ein gänzlich neues, lockeres und unverkrampftes Bürokonzept. Im Gegensatz zu Business Centern, die teilweise ähnliche Services bieten, handelt es sich bei Coworking-Spaces meist um eine verkleinerte Form, deren Geschichte und Mieter den Grundgedanken des Coworking reflektieren.
Entstanden als Reflex auf exorbitant steigende Mieten einerseits sowie dem Wunsch, der Enge der eigenen vier Wände trotz Selbständigkeit zu entfliehen andererseits, entwickelte sich dieses Konzept insbesondere in Städten mit einer hohen Dichte an Freiberuflern, Kreativen, IT-lern oder Existenzgründern.
Mittlerweile existieren weltweit schätzungsweise knapp 3.000 Coworking Spaces – Tendenz steigend! In Deutschland gibt es aktuell rund 260 Coworking Spaces, Berlin nimmt mit über 80 Coworking Spaces, darunter z.B. das betahaus, SUPERMARKT, CO.UP oder Mobilesuite, die Spitzenposition ein.
Bei den Mietern handelt es sich meist um junge, kreativ arbeitende Existenzgründer, die am Anfang ihrer Selbständigkeit stehen, einen der voll ausgestatteten Arbeitsplätze bezogen haben und genau dafür bezahlen. Oft sind es sogenannte Solo-Selbständige mit guten Ideen, aber wenig Kapital. Darüber hinaus hat man bei einigen größeren Coworking Spaces auch die Möglichkeit, ganze Einheiten für einen überschaubaren Zeitrahmen und ein bezahlbares Budget für ein ganzes Team zu mieten.
Der finanzielle Vorteile eines solchen Arbeitsplatzes liegt in der gut kalkulierbaren Kostenstruktur: es werden keine Ausgaben für Kaution oder Provision fällig, der Kauf einer eigenen Büroausstattung ist nicht notwendig. Durch die temporäre Anmietung der Plätze auf Stunden-, Tages-, Wochen- oder Monatsbasis bleiben Ausgaben für den Arbeitsplatz stets transparent und die Flexibilität gewährleistet.
Besonderer Mehrwert des Coworkings ist jedoch das professionelle Umfeld und die Möglichkeit des Netzwerkens: Programmierer treffen auf Grafiker, Texter auf Social Media Experten oder Marketing-Spezialisten. Diese bunte Mischung direkt vor Ort ermöglicht die Weiterentwicklung eigener und ganz neuer Ideen. Durch Austausch entsteht Input, individuelle Fähigkeiten können mit partnerschaftlichem Know-how kombiniert und verschiedene Geschäftsideen miteinander verschmolzen werden.
Dieses Modell ist oft eine erfolgsversprechende Keimzelle für Agenturen oder New Economy Unternehmen. Ein Beispiel: Ein Informatiker bekommt den Auftrag für die Erstellung einer komplexen Website. Anstatt sich auf die reine Programmierung zu beschränken kann er nun, dank zuvor geschlossener Kontakte, eine „Full-Service-Leistung“ anbieten. Grafiker und Texter befinden sich im gleichen Raum, man arbeitet gemeinsam an diesem Projekt und kann dadurch individuelle Fähigkeiten bündeln.
Coworking ist mehr als eine bloße Alternative, den eigenen vier Wänden des Home-Office zu entfliehen. Und das Besondere daran: sowohl das vielseitige Angebot dieser Arbeitsplätze als auch die Chance, spontan und von Tag zu Tag zu entscheiden, bietet die Möglichkeit des Versuchs, ganz ohne Verpflichtung!
Übrigens: Ein durchschnittlicher Platz in einem Coworking Space kostet im Monat um die 150 € - bei einem Business Center sind es um die 250,- €.
Zum Vergleich: Ein durchschnittliches eigenes Büro, ca. 50 m² kostet z.B. in Berlin Kreuzberg monatlich eher 700 €, zzgl. Anfangskosten wie Provision, Kaution und Ausstattung.