Uneinigkeit in der US-Zentralbank
20. Oktober 2015 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Die Mitglieder des Direktoriums des Federal Reserve System haben unterschiedliche Ansichten über das richtige Vorgehen in der Krise. Eine Erhöhung der Leitzinsen wird damit weniger wahrscheinlich.
Das Direktoriums der US-Amerikanischen Zentralbank, das Federal Reserve System (FED) diskutiert in ungewohnter Weise öffentlich ihre unterschiedlichen Ansichten über Zinserhöhungen. Die Direktorin beharrt weiterhin auf ihrem Standpunkt, dass noch in diesem Jahr eine Erhöhung der Leitzinsen „ausprobiert“ werden solle. Zwei andere stimmberechtigte Mitglieder des föderal organisierten Direktoriums empfehlen hingegen ein weiteres Abwarten. Sie führen an, dass die Auswirkungen einer Zinserhöhung in den USA zwar zunächst im Ausland und hier vor allem in den Schwellenländern schädliche Auswirkungen haben würden. Über die global verflochtenen Wirtschaftsbeziehungen wären die Folgen aber auch in den USA zu spüren.
Die moderaten Zinssenkungen setzen sich auch im weiteren Verlauf des Monats fort. In den letzten beiden Wochen sind die Zinsen für alle Zinsbindungsdauern erneut leicht gesunken. Bei fünfjähriger Zinsbindung wurden im Durchschnitt 1,21 statt zuvor 1,24 Prozent angeboten. Für 10‑jährige Kredite sind die Konditionen von 1,66 auf 1,64 gesunken. Auch bei fünfzehnjährigen Laufzeiten sanken die Zinsen leicht von 2,17 auf 2,12 Prozent.
Die Uneinigkeit innerhalb des Direktoriums zeigt zum einen, dass auch innerhalb der Zentralbanken Zweifel über Wirksamkeit und Wirkung der aktuellen Geldpolitik herrschen. Zum anderen bedeutet dies aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Erhöhung der Leitzinsen in den USA ein weiteres Mal gesunken ist.