Zinserhöhung in den USA, keine Zinswende in Europa
16. Dezember 2015 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Die Zinserhöhung in den USA wird zunächst keine Auswirkungen auf das Zinsniveau in Europa haben.
Nach nahezu zehn Jahren hat die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen erstmals wieder zaghaft erhöht. Viele sehen hier den Beginn einer neuen Ära oder sogar einer globalen Zinswende. Nüchtern betrachtet ist die Zinsanpassung allerdings nur ein Test, ob den internationalen Finanzmärkten wenigstens ein kleiner Schritt in Richtung Normalität zuzumuten ist. Die Entwicklung der kommenden Tage und Wochen wird dies zeigen müssen.
In den letzten zwei Wochen sind die Zinsen im Wesentlichen unverändert geblieben. Die Konditionen für fünfjährige Zinsbindungen sanken von 1,13 Prozent auf 1,05 Prozent. Für 10‑jährige Kredite wurden im Durchschnitt nahezu unverändert 1,55 statt zuvor 1,56 angeboten. Kredite mit fünfzehnjährigen Laufzeiten sind hingegen leicht von 2,01 auf 2,05 gestiegen.
Die Konjunktur- und Inflationsentwicklungen in den USA sind zwar immer noch nicht gut, allerdings deutlich besser als in Europa. Es ist daher nicht damit zu rechnen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) dem Vorbild der Fed folgen wird. In Deutschland und dem Rest des Europäischen Währungsraums wird die Niedrigzinsphase noch weiter andauern – mit allen positiven und negativen Effekten. Die Baufinanzierungszinsen werden sich voraussichtlich nicht wesentlich erhöhen. Die Tendenz zu übertrieben hohen Preisen auf manchen Immobilienmärkten wird sich vermutlich ebenfalls fortsetzen.