August 2014

Geopolitische Risiken beeinflussen Zinsen

29. August 2014 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Die globalen Konflikte geraten zunehmend in den Fokus der Zentralbank.

Ukraine, Syrien, Irak, Libyen, Israel - und die Liste ließe sich noch fortsetzen. Neben den direkten Auswirkungen der Konflikte auf die Wirtschaft kommen die Subventionen gegen Russland noch hinzu. Es ist also damit zu rechnen, dass der Konjunkturaufschwung in der Euro-Zone weiter auf sich warten lässt, zumal nun erstmals auch in Deutschland mit einem – wenngleich geringen – Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet wird. Ein niedrigeres Wirtschaftswachstum bedeutet in der Regel auch eine niedrige Inflation. Und diese ist mit 0,4 Prozent deutlich von dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent entfernt.

Die geopolitischen Risiken hat die EZB daher auch zum Anlass genommen, nochmals zu betonen, dass die Leitzinsen niedrig bleiben werden. Weiterhin wurde angekündigt, dass zusätzlich auch der Ankauf von Kreditpaketen von Banken vorbereitet werde, sofern dies aufgrund der Inflationsentwicklung nötig werden sollte.

Zinsentwicklung

Die angebotenen Zinsen sind in den letzten drei Wochen nochmals gesunken. Konditionen im fünfjährigen Bereich verbesserten sich von 1,56 auf 1,47 Prozent. Für zehnjährige Laufzeiten waren die Zinsen mit 1,99 Prozent im Wesentlichen stabil. Für Immobilienfinanzierungen mit fünfzehnjähriger Bindungsdauer werden aktuell mit 2,45 Prozent etwa um 0,1 Prozent niedrigere Zinsen angeboten.

Ausblick

Durch die angekündigten unkonventionellen Maßnahmen der EZB könnten auch die langfristigen Zinsen erneut künstlich gesenkt werden. Allerdings kann die Zentralbank das Zinsniveau nicht einfach festsetzen. Der Kapitalmarkt wird noch von vielen weiteren Faktoren beeinflusst. Eine Zunahme der weltweiten Risiken sollte in der Theorie auch Zinserhöhungen nach sich ziehen. Aktuell sind aber noch keine Zinssteigerungen festzustellen: Die Zinsen sind im Gegenteil erneut gesunken. Der Kapitalmarkt scheint im Moment die Auswirkungen der geopolitischen Risiken als nicht besonders hoch einzuschätzen.