Juni 2014

EZB in der Kritik

18. Juni 2014 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Die Maßnahmen der EZB zeigen außer Widerspruch noch keine Wirkung.

Die vor zwei Wochen vorgenommene Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird vielfach kritisiert. Zum einen, da eine erneute Zinssenkung kaum noch wesentlichen Einfluss auf die Realwirtschaft habe. Zum anderen, da künstlich niedrig gehaltene Zinsen nicht nur die Altersvorsorge der bundesdeutschen Bevölkerung erschwere, sondern auch die Gefahr für Preisblasen auf Aktien- und Immobilienmärkten erhöhe. Eines der Anliegen der EZB war es, den Euro gegenüber anderen Währungen billiger zu machen. Zumindest in den ersten beiden Wochen nach der Zinssenkung sind noch keine wesentlichen Veränderungen des Wechselkurses festzustellen.

Zinsentwicklung

Die Zinsen für Kredite bei fünfjähriger Zinsbindung sind in den letzten zwei Wochen nochmals um 0,02 auf nunmehr 1,63 Prozent gesunken. Die Senkung der Leitzinsen für den kurzfristigen Bereich durch die EZB hat grundsätzlich nur indirekte Auswirkungen auf den Markt für langfristige Zinsen. Insofern ist es kein Widerspruch, dass die Zinsen mit zehnjähriger Zinsbindung im gleichen Zeitraum um 0,11 Prozentpunkte von 2,18 auf 2,29 Prozent gestiegen sind. Auch bei fünfzehnjähriger Festschreibung ist eine leichte Steigerung um 0,08 Prozentpunkte auf nunmehr 2,81 Prozent festzustellen.

Ausblick

Die jüngste Zinssenkung der EZB ist in Presse und Fachwelt ungewohnt einhellig kritisiert worden. Die EZB hat dennoch angekündigt, dass sie von ihrem Kurs nicht abweichen wird und hat noch weitergehende Maßnahmen angekündigt. Diese könnten dann auch den Markt für langfristige Zinsen und damit auch die Bauzinsen betreffen. Es ist daher zu erwarten, dass die Zinsen weiterhin auf dem sehr niedrigen Niveau bleiben werden.