Juni 2014

EZB experimentiert mit Minuszins

5. Juni 2014 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Niedrige und negative Zinsen sollen Konjunktur und Inflation ankurbeln

Erwartungsgemäß hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für kurzfristige Kredite um 0,25 auf 0,15 Prozent gesenkt. Banken können sich jetzt noch billiger mit Geld versorgen. Gleichzeitig wurde der Zinssatz für Bankeinlagen erstmals als negativer Strafzins mit minus 0,10 Prozent festgelegt. Damit sollen die Banken animiert werden, verstärkt Kredite an Unternehmen zu vergeben, anstatt Überschüsse bei der Zentralbank zu parken. Dies ist ein ziemlich einmaliger Vorgang. Bisher gibt es mit Negativzinsen nur Erfahrungen von kleineren Staaten, nicht aber von vergleichbar großen Währungsräumen. Insofern ist der Ausgang dieses Experiments zunächst ungewiss.

Zinsentwicklung

Nach bereits deutlichem Rückgang Ende Mai sind die Konditionen bei fünfjähriger Zinsbindung in den letzten zwei Wochen nochmals um 0,05 auf nunmehr 1,65 Prozent gesunken. Zinsen mit zehn- bzw. fünfzehnjähriger Zinsbindung sanken sogar um 0,18 Prozent auf 2,18 bzw. 2,73 Prozent.

Ausblick

Die EZB versucht mit weiteren Zinssenkungen und erstmals sogar mit negativen Einlagezinsen die Konjunktur vor allem in den Krisenstaaten zu stimulieren, um so möglichst auch wieder höhere Inflationsraten zu erreichen. Direkte Auswirkungen auf die langfristigen Bauzinsen haben diese Leitzinsänderungen nicht, da die EZB hierdurch nur die Zinsen mit sehr kurzen Laufzeiten festlegt. Dennoch haben die Interventionen auch für die langfristigen Zinsen eine Signalwirkung. Mit steigenden Bauzinsen ist daher im Moment nicht zu rechnen.