Mai 2014

Währungskrieg für mehr Inflation

20. Mai 2014 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Die Nationen versuchen sich im Währungsdumping, um die Konjunktur zu fördern. Macht Europa mit?

Abwertung der Währung ist gut für Exportnationen: Die eigenen Waren werden im Ausland billiger, der Umsatz steigt und damit (hoffentlich) auch die Konjunktur und die Beschäftigung im Inland. Einige Zentralbanken haben die Abwertung ihrer Währung unterstützt, um die Konjunktur zu beleben. Wenn das allerdings alle machen, müssen die Maßnahmen immer mehr ausgeweitet werden. Diese Abwertungsspirale wird dann gerne auch als Währungskrieg bezeichnet. Kleines Problem in Europa: Die Europäische Zentralbank (EZB) darf nur Inflationssicherung betreiben, Konjunkturförderung ist ihr nicht erlaubt. Aber die EZB hat schon eine Argumentation gefunden, um in dem globalen Währungswettkampf mitmachen zu dürfen: Die Inflation sei mit aktuell 0,5 Prozent zu niedrig, weil die Importe zu billig wären. Würde der Euro abgewertet, würden die Importe teurer werden und das Inflationsziel von 2,00 Prozent wäre besser erreicht.

Die Mittel zur Abwertung sind vielfältig. Eine Möglichkeit wären weitere Zinssenkungen: Dann wird der Euro relativ zu anderen Währungen unattraktiver, entsprechend sinkt die Euro-Nachfrage und der Wechselkurs (als Preis der Währung) sinkt. Am 8. Mai hat der Rat der EZB jedoch die Leitzinsen unverändert gelassen. Wiederum war der Zinstermin von deutlichen Ankündigungen begleitet, dass man über Maßnahmen zur Abwertung des Euros nachdenkt.

Zinsentwicklung

In den letzten zwei Wochen haben die fünfjährigen Zinsen deutlich um 0,1 Prozent nachgegeben und sind von 1,80 auf 1,70 Prozent gesunken. Zinsen mit zehnjähriger Zinsbindung sanken um 0,07 Prozent auf 2,36 Prozent. Bei fünfzehnjährigen Zinsbindungen sanken die Zinsen um 0,04 Prozent auf 2,94 Prozent.

Ausblick

Die EZB beobachtet die niedrige Inflationsentwicklung im Europäischen Währungsraum weiterhin aufmerksam. Als ein wichtiger Faktor wurde der zu hohe Währungskurs identifiziert. Eine mögliche Intervention der Zentralbank wären weitere Leitzinssenkungen. Zinssteigerungen, auch der langfristigen Bauzinsen, erscheinen aktuell wenig wahrscheinlich.