Der aktuelle Zinskommentar
Immer auf dem neusten Stand - die aktuelle Zinsentwicklung übersichtlich und verständlich erläutert.
Prof. Dr. Steffen Sebastian ist Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS International Real Estate Business School an der Universität Regensburg.
Zudem arbeitete er als Forschungsprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Seine hauptsächlichen Lehr- und Forschungsgebiete sind die Bereiche Immobilienfinanzierung und Immobilienfonds.
Die Zinsentwicklung am Markt für Baugeld kann die Kosten für eine Baufinanzierung maßgeblich beeinflussen. Steigen die Zinsen beispielsweise um einen Prozentpunkt, dann verteuert sich eine Immobilienfinanzierung über 150.000 Euro und mit einer Zinsbindung von zehn Jahren um rund 15.000 Euro. Umgekehrt verbilligt sich die Baufinanzierung, wenn ein Zinstief naht und sich die Marktzinsen entsprechend nach unten bewegen. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt eine Finanzierung abgeschlossen wird, können die dafür anfallenden Zinskosten somit um einen hohen Betrag variieren.
Im Zinskommentar befasst sich unser Baufinanzierungsexperte mit den Faktoren, von denen die Zinsentwicklung beeinflusst wird. Neben der Herauf- oder Herabsetzung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB), spielen dabei etliche weitere Einflussgrößen eine bedeutsame Rolle. So kann beispielsweise die allgemeine konjunkturelle Entwicklung die Nachfrage nach Krediten beeinflussen, oder Veränderungen bei den globalen Wechselkursen können sich auf die Strukturen am Zinsmarkt auswirken.
Auch politische Ereignisse spiegeln sich oftmals auf indirekte Weise in der Zinsentwicklung wider. So haben beispielsweise die von den Regierungen der EU-Staaten eingeleiteten Unterstützungsmaßnahmen für die europäischen Krisenstaaten und die daraus resultierende Niedrigzinspolitik der EZB dafür gesorgt, dass deutsche Bauherren bei der Baufinanzierung von einem Rekord-Zinstief profitieren. In einfachen Worten ausgedrückt: Dass Bauherren auf zinsgünstigen Wegen in die eigenen vier Wände gelangen können, ist eine indirekte Folge der Rettungsmaßnahmen für die Krisenländer in der EU.
Für Bauherren lohnt es, sich auf Basis fundierter Expertenschätzungen mit der künftigen Zinsentwicklung zu befassen. Immerhin dient die Einschätzung der Zinsmärkte als Grundlage für die eigene Finanzierungsplanung. Wird beispielsweise erwartet, dass die Zinsen mittelfristig steigen, macht es Sinn, eine möglichst lange Zinsbindung zu vereinbaren, um auch noch dann von den niedrigen Zinsen zu profitieren, wenn sie für Neuverträge oder Anschlussfinanzierungen bereits wieder steigen. Endet die Zinsbindung des bereits laufenden Darlehens demnächst, könnten Bauherren den rechtzeitigen Abschluss eines Forward-Darlehens in Betracht ziehen.
Wie alle Prognosen unterliegen auch die Aussagen im Zinskommentar den Unwägbarkeiten der zukünftigen Entwicklungen. So können zum Beispiel unvorhergesehene politische Ereignisse die Lage am Zinsmarkt ebenso beeinflussen wie Änderungen bei der nationalen, europäischen oder weltweiten Entwicklung der Wirtschaft. Trotz solcher Vorbehalte bei den Prognosen bieten die Zinskommentare fachlich fundierte Anhaltspunkte für alle, die sich eine eigene Meinung über die Zinsentwicklung bilden wollen.