Zinsanpassung & gestiegene Kredite
Experten sehen aber nur einen moderaten Anstieg der Bauzinsen voraus
Die Finanzwelt blickt auf die USA: Nach der Wahl des neuen US-Präsidenten herrschte Unsicherheit, ob und wie seine Wirtschaftspolitik die Zinsen beeinflussen wird. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat mit ihrer Leitzinserhöhung um 0,25 Prozent vorgemacht, wie es vielleicht auch bald in Europa weitergehen könnte: mit steigenden Zinsen. Doch die meisten Baufinanzierer raten zu Ruhe und Gelassenheit.
Keiner sollte angesichts der Leitzinserhöhung in den USA in Panik verfallen: Professor Dr. Steffen Sebastian von der Uni Regensburg erklärt in seinem aktuellen Zinskommentar auf ImmobilienScout24, dass sich die Bauzinsen erst dann merklich ändern werden, wenn auch die Europäische Zentralbank (EZB) an der Zinsschraube dreht. Das ist bisher nicht geschehen. Die Konditionen für Baufinanzierungen mit fünfjähriger Bindung liegen bei niedrigen 0,92 Prozent, für zehn Jahre sind es 1,13 Prozent und für 15-jährige Darlehen 1,50 Prozent. Nichtsdestotrotz mahnt Sebastian: „Es ist jedoch gut möglich, dass wir das absolute Zinstief hinter uns haben. Bei einer aktuell anstehenden Finanzierung könnte es daher sinnvoll sein, sich die niedrigen Zinsen jetzt langfristig zu sichern.“
Professor Dr. Klaus Fleischer zeigt sich in seinem Zinskommentar für die PSD-Bank davon überrascht, dass die Fed nach dem Zinsschritt vor Weihnachten auch im Jahr 2017 weitere drei Zinsschritte folgen lassen wolle. Allerdings „signalisiert die EZB mit ihrem Festhalten des Leitzinses an der Nullmarke und der Fortsetzung ihrer ultralockeren Geldpolitik wenig Vertrauen in die europäische Konjunkturentwicklung“, was die Bauzinsen hierzulande auch 2017 auf niedrigem Niveau halten könne.
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Völlig untätig sei die EZB allerdings nicht gewesen. Darauf weist Michael Neumann, Vorstand des Finanzdienstleisters „Dr. Klein“, in seinem Zinskommentar hin. Die EZB verkündete Ende 2016, zwar auch 2017 ihr Anleihekaufprogramm fortzusetzen, will ab April hierfür aber monatlich 20 Milliarden weniger ausgeben. Die erste Reaktion: Zehnjährige Bundesanleihen verteuerten sich und mit ihnen auch die Zinsen für Pfandbriefe. Weil aber Pfandbriefe das Hauptinstrument für Banken sind, um ihre Baufinanzierungskredite zu refinanzieren, steigen die Baufinanzierungszinsen ebenfalls. Langfristig stuft „Dr. Klein“ die Zinsentwicklung als steigend ein, kurzfristig aber eher „leicht schwankend seitwärts“. Denn: „Es ist damit zu rechnen, dass die EZB in 2017 ihren geldpolitischen Kurs beibehält und den Leitzins bei null belässt. Insofern erwarten wir in den kommenden Monaten keinen überraschenden Anstieg der Bauzinsen, sondern eher kleinere Kurskorrekturen“, kommentiert Neumann.
Es ist also tatsächlich so, dass eine Zinserhöhung in den USA nicht automatisch auch die EZB zur Nachahmung motiviert. Das sieht auch Michiel Goris von der Interhyp AG. Trotz kleiner Preisanstiege am Jahresende, für die er die Wahl Donald Trumps und die amerikanische Wirtschaftsentwicklung verantwortlich macht, habe die Inflation in Europa noch nicht das Niveau erreicht, welches eine Zinsanpassung im Euroraum rechtfertige: „Häuslebauer müssen in den nächsten Wochen keine davongaloppierenden Zinsen erwarten. Vielmehr bleiben die Finanzierungsbedingungen trotz des kleinen Anstiegs ausgezeichnet.“