Zinswende nicht gesichert

06. Dezember 2016 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Die langfristigen Zinsen sind seit einigen Monaten gestiegen. Eine Zinswende ist möglich, jedoch nicht gesichert.

Im September 2016 sind die Zinsen zum letzten Mal gefallen. Im Oktober und November waren hingegen steigende Zinsen zu beobachten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die als Referenzzinssatz für langfristige Finanzierungen gilt, hat sich seit Ende September um etwa 0,5 Prozent erhöht. Auch andere Zinsindikatoren weisen eine vergleichbare Entwicklung auf. Zudem ist noch im Dezember mit einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen in den USA zu rechnen. Einmal mehr drängt sich die Frage auf, ob es sich bei den jüngsten Entwicklungen um den Beginn einer Zinswende handelt.

Zinsentwicklung

Gegenüber dem Stand vor einem Monat sind die Zinsen gestiegen. Für fünfjährige Zinsbindungen wurden Konditionen von durchschnittlich 0,87 Prozent statt zuvor 0,80 Prozent angeboten. 10 jährige Kredite werden ebenfalls etwas teurer, im Durchschnitt werden 1,03 Prozent statt zuvor 0,94 Prozent verlangt. Die Zinsen für fünfzehnjährige Laufzeiten steigen um 0,1 Prozent auf 1,40 Prozent.

Ausblick

Ein Ende des Niedrigzinsniveaus ist ohne eine Änderung der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum denkbar. Voraussetzung hierfür ist jedoch noch immer ein Ansteigen der Inflationsrate in Europa, im Idealfall begleitet von einer konjunkturellen Erholung der Mitgliedsstaaten der Eurozone. Zwar war die Inflationsrate im Oktober mit 0,5 Prozent deutlich höher als in den Vormonaten, sie liegt jedoch noch weit entfernt von dem Zielwert von 2,0 Prozent. Ganz anders sieht die Situation in den USA aus. Die Konjunktur hat sich dort deutlich besser entwickelt als in Europa und auch die Inflationsrate ist nicht mehr weit von 2,0 Prozent entfernt. Eine weitere Erhöhung der Leitzinsen im Dezember erscheint somit wahrscheinlich. Dies wird aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Zinsen im Euroraum haben.

Es ist jedoch gut möglich, dass wir das absolute Zinstief hinter uns haben. Bei einer aktuell anstehenden Finanzierung könnte es daher sinnvoll sein, sich die niedrigen Zinsen jetzt langfristig zu sichern. Trotzdem sollte man sich von den Zinsentwicklungen in den letzten Wochen nicht dazu verleiten lassen, übereilt eine Immobile zu erwerben. Eine Abkehr der EZB von der Niedrigzinspolitik ist derzeit nicht erkennbar.

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