Treibt Corona die Preise in die Höhe?

Wie sich das Virus auf den Immobilienmarkt auswirkt

Wenn die Zinsen niedrig sind und nun auch noch die Börsen einbrechen, was bleibt da als Anlage noch übrig? Immobilien. Steigen durch COVID-19 jetzt die Immobilienpreise?




Corona: Das Virus hat das Gesundheitssystem, das soziale Leben, die Wirtschaft und die Aktienkurse fest im Griff. Angesichts fallender Börsenkurse stellt sich natürlich schnell die Frage: Wirkt sich der neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 auch auf die Immobilienpreise aus?


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Preise steigen noch moderat, aber Käufer zahlen nicht mehr jeden Preis

Zum aktuellen Zeitpunkt kann man Entwarnung geben: Nein, auf die Preise hat der Virus bislang keine konkreten Auswirkungen. Wohl aber auf die Immobilienbranche: Die internationale Immobilienmesse Mipim in Cannes ist verschoben, ebenso die Fachmessen "Light and Building" und die "SHK-Essen", eine Messe für Sanitär-, Heizungs- und Klimaunternehmen.

Ob die einbrechenden Börsenkurse renditesuchende Anleger nun zum Run auf das Betongold verleiten oder aber Preise stagnieren, weil Kaufinteressenten vorerst abwarten? Das wird sich – wenn überhaupt – erst in einigen Wochen zeigen.

Einige Branchenprofis gehen derzeit davon aus, dass die Preise für Wohnungen und Häuser zukünftig sogar wieder leicht fallen könnten. Der Grund: Durch die Krise werden Bundesanleihe für Anleger unattraktiver, weil der Staat in massive Hilfsprogramme investiert. Steigen die Bundesanleihen, so steigen auch die Bauzinsen, so die Branchenprofis. Wenn dann auch mehr Menschen durch die Krise nun ihre Immobilie auf den Markt bringen, könnte das zumindest zu einer Stagnation oder einem leichten Rückgang der Immobiliepreise führen. 


Ralf Weitz, Geschäftsführer von ImmoScout24:
"Wir können im Moment noch keine klaren Tendenzen erkennen, inwieweit sich das Coronavirus auf den Immobilienmarkt auswirkt. Wir nehmen die Situation aber sehr ernst und behalten die Lage im Blick. Auch in diesen schwierigen Zeiten möchten wir unsere Kunden und alle weiteren Marktteilnehmer weiterhin bestmöglich bei der Suche, der Anmietung und dem Kauf einer Immobilie unterstützen. Es zeigt sich, dass es in der aktuellen Situation umso wichtiger ist, die einzelnen Schritte in der Vermietung und im Verkaufsprozess zu digitalisieren. Dafür bieten wir bereits eine Reihe von innovativen und digitalen Lösungen an. Der Austausch von Unterlagen und Dokumenten lässt sich bereits weitgehend digital und damit einfach und sicher erledigen."


Mehr Verkäufe, weniger Zwangsversteigerungen

Die Anzahl der Zwangsversteigerungen ist ein Indikator dafür, wie beliebt Immobilien sind. Der Fachverlag Argetra, der eine Art Terminservice für Zwangsversteigerungen betreibt, veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Auswertungen der Zwangsversteigerungstermine aller bundesdeutschen Amtsgerichte. Im Jahr 2019 ist die Zahl der Zwangsversteigerungen, wie auch die Jahre zuvor, zurückgegangen: Insgesamt 17.600 Immobilien (2018: 21.600) kamen 2019 unter den Hammer. Dabei machen die offiziellen Zwangsversteigerungen nur etwa die Hälfte aller unfreiwilligen Besitzerwechsel aus. 50 Prozent der Immobilien landen gar nicht vor einem Gericht, sondern werden im freien Handel, meist unter der Regie der kreditgebenden Bank, verkauft. Im Jahr 2005 war das noch ganz anders: Da gab es erheblich mehr Termine, weil Immobilien gar nicht beim ersten Termin verkauft werden konnten. Im Jahr 2019 war die Nachfrage aber so groß, dass etliche Immobilien noch vor dem Gerichtstermin weggingen wie die berühmten warmen Semmeln.





In diesen Städten steigen die Immobilienpreise weiter

ImmoScout24 veröffentlicht einmal im Jahr die Neubau-Kauf-Maps, eine Art Landkarte der Immobilienpreisveränderungen. Verglichen wurden die Top-10-Städte in Deutschland und das jeweilige Umland. Die Preisveränderungen wurden jeweils für ein Referenzobjekt Haus oder Eigentumswohnung vom vierten Quartal 2018 auf das vierte Quartal 2019 ermittelt. Spitzenreiter bei den höchsten Zuwachsraten ist die Boomstadt Leipzig: In der Innenstadt stiegen die Kaufpreise um 15,4 Prozent. Für das 140-Quadratmeter-Haus ist eine halbe Million Euro fällig. Trotzdem ist Leipzig im Vergleich mit anderen Städten immer noch erschwinglich, insbesondere wenn es um Eigentumswohnungen im Randbereich geht.


München und Stuttgart im siebenstelligen Bereich

München ist immer noch der Platzhirsch unter den deutschen Metropolen: Eine 80-Quadratmeter-Wohnung kostet rund 737.120 Euro und steigerte ihren Wert im Jahresvergleich um 6,8 Prozent. Die Hauspreise stiegen um 5,1 Prozent. Die Kaufsumme für Häuser ist allerdings auch schon siebenstellig: Rund 1,48 Millionen kostet hier die Referenzimmobilie. Nur Stuttgart kann bei diesen Preisen mithalten: Das Referenzhaus kostet hier durchschnittlich 1,07 Millionen Euro. Wird das mit den Preisen so weitergehen? "Die Dynamik im Neubaumarkt wird sich nach unserer Einschätzung etwas abschwächen", kommentiert ImmoScout24-Geschäftsführer Ralf Weitz.


Käufer zahlen nicht mehr jeden Preis

So wie Ralf Weitz schätzt auch Jens Tolckmitt, der Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp), die aktuelle Lage ein: "Die Preise auf dem deutschen Immobilienmarkt steigen weiter (...) Mittlerweile fällt der Anstieg aber nicht mehr so hoch aus wie noch vor zwei oder drei Jahren. Insbesondere in den Top-7-Städten lässt die Preisdynamik bei Wohnimmobilien angesichts der erreichten hohen Niveaus nach", kommentiert er den aktuellen Immobilienpreisindex. Dass die Preise insbesondere in den begehrten Städten weniger stark gestiegen seien, führt der vdp auf einen funktionierenden Marktmechanismus zurück – und freut sich darüber. Käufer und Investoren seien nicht mehr bereit, jeden Preis zu bezahlen, nur um überhaupt an eine Immobilie zu kommen.


Aktuelle Entwicklungen zu Corona-Auswirkungen auf den Immobilienmarkt:






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