Auch 2018 bleiben die Bauzinsen voraussichtlich stabil

Zinskommentar Januar 2018: Die US-Notenbank hebt ihre Zinsen im Dezember 2017 an; im Euroraum bleibt es bei Leitzinsen von null Prozent.


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Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Die Dezembersitzung der EZB verlief ohne geldpolitische Änderungen: Experten erwarten dies auch für 2018.
  • Die Fed hingegen hat ihre Leitzinsen zum dritten mal im Jahr 2017 um 0,25 Prozentpunkte angehoben.
  • Im Dezember sind die Bauzinsen erneut gesunken; in der Jahresbilanz haben sie sich kaum verändert.

 


Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels

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Willkommen im Jahr 2018! Während draußen die letzten Silvesterraketen im Nieselregen verrauchten, flimmerte zum ersten Mal eine „geschäftsführende Kanzlerin“ über die TV-Bildschirme der Nation: „Die Welt wartet nicht auf uns,“ erklärte Angela Merkel in ihrer diesmal sehr defensiven Neujahrsansprache. Deutschland ohne stabile Regierung? Wird sie weiterhin Kanzlerin bleiben, oder droht 2018 das Ende einer Ära?

Kein Zinsanstieg in der Eurozone


Egal, welche politischen Änderungen auf uns zukommen: Die Zinsentwicklung wird vermutlich so stabil bleiben wie im Jahr 2017. Das zeigte sich auch im Dezember: Die Zinspolitik war in Europa und den USA – wie so oft im Jahr 2017 (siehe Kasten) – von zwei unterschiedlichen Kursen geprägt. Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ in ihrer Dezembersitzung die Leitzinsen bei null Prozent. Das Anleihenaufkaufprogramm hingegen wird in reduziertem Umfang planmäßig bis September 2018 weiterlaufen. Ende Dezember 2017 erklärte Notenbank-Direktor Benoit Coeure, dass es realistische Chancen gäbe, dass diese Verlängerung wirklich die letzte sein könnte. Was von dieser Aussage zu halten ist, bleibt abzuwarten. In neun Monaten kann sich viel ändern.

Wichtig für die Zinsentwicklungen ist die Kerninflation. Rund zwei Prozent strebt EZB-Chef Mario Draghi an. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum lag im November 2017 bei 1,5 Prozent, gegenüber 1,4 Prozent im Oktober. Ein Jahr zuvor hatte sie 0,6 Prozent betragen (Quelle: EUROSTAT). Noch ist das Ziel also nicht erreicht.

Fed hebt den Leitzins im Dezember erneut an


Auf der anderen Seite des Atlantiks sieht es völlig anders aus: In den USA brummt die Wirtschaft (plus 228.000 Jobs mehr im November), die Inflation steigt und damit auch der Anreiz, die lockere Geldpolitik aufzugeben. Die Fed hat in ihrer Dezembersitzung den Leitzins erneut um 0,25 Prozent angehoben – auf einen Zielkorridor von 1,25 bis 1,50 Prozent. Ende Januar findet eine weitere Zinssitzung statt, aber eine erneute Erhöhung wird nicht erwartet. Für die aktuelle Fed-Chefin Janet Yellen wird dies die letzte Sitzung sein: Ab Februar wird Jerome Powell die Geschicke der Fed lenken. Seine Nominierung durch US-Präsident Donald Trump sorgte für zwiegespaltene Reaktionen: Einerseits steht er als langjähriges Mitglied im Fed-Direktorium für Stabilität, andererseits wird eine Einflussnahme der US-Regierung auf die unabhängige Notenbank befürchtet.

Das Zinsjahr 2017 und 2018: Rückblick und Ausblick

Im Jahr 2017 hat sich die Wirtschaft in den USA und in Europa gleichermaßen gut entwickelt. Dennoch gab es unterschiedliche Zinsentscheidungen durch die jeweiligen Notenbanken. Die Fed erhöhte insgesamt dreimal die Leitzinsen auf zuletzt 1,25/1,50 Prozent. Entsprechend groß ist der Abstand zur Eurozone. Hier zeigte sich EZB-Präsident Mario Draghi hartnäckig: Er beließ den Leitzins trotz harscher Kritik insbesondere aus Deutschland bei 0,00 Prozent. Im Jahr 2018 sind insgesamt acht Zinstermine geplant, der nächste am 25. Januar. Experten rechnen jedoch nicht damit, dass die Leitzinsen angehoben werden.

Für Sparer ist das eine schlechte Nachricht, für Baufinanzierer eine gute: Sie bekommen weiterhin günstige Kredite. Allerdings wächst mit günstigem Baugeld und dem anhaltenden Immobilienboom auch die Gefahr einer „Immobilienblase“: Die Preise steigen immer weiter, bis die Blase irgendwann platzt und sie rasant in den Keller rauschen. Das bedeutet für die Bauherren zumeist einen entsprechenden Wertverlust ihres Hauses oder ihrer Wohnung. Die Bundesbank warnte Ende November 2017 in ihrem Finanzstabilitätsbericht davor, dass die Preise nicht nur in den Großstädten, sondern auch in der Fläche stark anstiegen. Eine akute Gefahr bestehe jedoch nicht.


ImmobilienScout24-Zinsbarometer: niedrigere Bauzinsen zum Jahresende 2017


Zum Jahresendspurt gab es eine kleine Zinsreduktion bei den Baufinanzierungszinsen des ImmobilienScout24-Zinsbarometers* (siehe Diagramm, Stand 31.12.2017). Die Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung sanken auf 1,16 Prozent, die Kredite mit fünfjähriger Zinsbindung blieben stabil bei 0,95 Prozent. 15-jährige Kredite verbilligten sich um 0,05 Prozentpunkte: von 1,60 Prozent auf 1,55 Prozent. Die Zinsen mit einer Zinsfestschreibung von 20 Jahren liegen aktuell bei 1,72 Prozent.

Bilanz 2017: kaum Bewegung bei den Bauzinsen


Am Ende des Jahres lässt sich bilanzieren: Vergleicht man die Jahresanfangsstände mit den -endständen, ergibt sich daraus eine sehr stabile Seitwärtsbewegung der Bauzinsen. Die Werte haben sich absolut nur gering verändert.

Zinsbindung 1. Januar 2017 31. Dezember 2017 Veränderung
5 Jahre 0,92 % 0,95 % + 0,03 %
10 Jahre 1,12 % 1,16 % + 0,04 %
15 Jahre 1,52 % 1,55 % + 0,03 %
20 Jahre 1,75 % 1,72 % - 0,03 %

Die Zinsen dreier Laufzeiten verteuerten sich um 0,03 bis 0,04 Prozent. Lediglich die Kredite mit 20-jähriger Zinsbindungsfrist wurden sogar um 0,03 Prozent günstiger. Ihren jeweiligen Höchststand erreichten die Bauzinsen jeweils Ende Juli 2017.  

Auch 2018 stabile Bauzinsen erwartet


Und wie geht es 2018 weiter? Die meisten Zinsexperten rechnen weiterhin mit sehr geringen Veränderungen, tendenziell werden die Bauzinsen allerdings steigen. Entsprechend ist ein Darlehen am Beginn des Jahres vielleicht günstiger als im späteren Verlauf von 2018. Volltilgerdarlehen und Forward-Darlehen sind umso attraktiver, je mehr Bauherren mit steigenden Zinsen rechnen. „Gerade wenn man davon ausgeht, dass die Zinsen in den nächsten Jahren deutlich steigen werden, ist ein Forward-Darlehen die große Chance, sich das heute sehr günstige Zinsniveau schon lange Zeit im Voraus abzusichern“, rät Michael Neumann vom Finanzdienstleister Dr. Klein.


*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmobilienScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellter, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  


Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel


Anleihenaufkaufprogramm: Seit März 2015 kauft die EZB in großem Umfang europäische Staats- und Unternehmensanleihen. Sie will Banken dazu veranlassen, Darlehen an Unternehmen und Privathaushalte auszugeben, um die Konjunktur anzukurbeln.

Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik: Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Leitzinsen: Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln.

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