Neuer Bauzinsen-Tiefstand 2019


Das kann sich hören lassen! Unser Zinskommentar als Podcast


Das Wichtigste in Kürze:

  • Die EZB denkt laut über eine Staffelung der Straf-Einlagezinsen für Banken nach.
  • Der Wert der zehnjährigen Bundesanleihen sank Ende März in den negativen Bereich.
  • Im ImmobilienScout24-Zinsbarometer verbilligten sich die Bauzinsen für alle Zinsbindungszeiträume.

Die Entwicklung ist bemerkenswert: Am 27. März beschäftigte sich EZB-Chef Mario Draghi in einer Rede mit der Pein der Banken angesichts der aktuellen Zinslage. In den Nachwehen zu Draghis Stellungnahme schossen die Aktienkurse namhafter Banken in die Höhe. Der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihe rutschte zeitgleich in den Negativbereich. Und das, obwohl sich die Börsenkurse der Banken und der Zins der Bundesanleihe normalerweise gemeinsam in eine Richtung bewegen. Was war geschehen?


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Zinswende auf Sankt Nimmerlein vertagt


Es war Draghis Rede, die das Gleichgewicht der Kräfte nachhaltig erschütterte. Denn: Er ging auf das Lamento der Banken ein, die bei der aktuellen Nullzinspolitik Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken wollen. Sie und die Sparer gucken seit geraumer Zeit gemeinsam in die Röhre. Während jedoch die Wende bei den Leitzinsen – und damit höhere Sparzinsen – offensichtlich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden, scheinen die Banken den Währungshütern in Frankfurt leidzutun. „Falls notwendig, müssen wir über mögliche Maßnahmen nachdenken, die die günstigen Auswirkungen negativer Zinssätze für die Wirtschaft aufrechterhalten und zugleich etwaige Nebenwirkungen mildern können“, verklausulierte es der EZB-Chef. Soll heißen: Den Banken soll geholfen werden.



Gestaffelte Strafzinsen


Wie genau soll das geschehen? Dazu hat EZB-Chefvolkswirt Peter Praet einen Tag später Stellung bezogen. Im Gespräch sei wohl das sogenannte „Tiering“, also eine preisliche Staffelung der von Banken bei der EZB angelegten Überschüsse. Bis zu einem bestimmten Betrag gelte dann der Nullzins, darüber hinaus würden Strafzinsen anfallen – also nicht so wie jetzt schon ab dem ersten Euro. Ob es soweit kommt, bleibt offen. Denn eines ist sicher: Eine solche Praktik würde eine klare Botschaft – vor allem an die Sparer – senden. Und die wäre: Die EZB traut dem eigenen geldpolitischen Instrumentarium nicht über den Weg und glaubt selbst nicht mehr an steigende Zinsen in absehbarer Zeit. Warum müsste sie den Banken sonst helfen? Diese Bedenken teilt auch der niederländische Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Klaas Knot: „Wir sollten die aktuelle Situation nicht dramatisieren“, wiegelt er ab.  

Mit den Bundesanleihen sinken die Bauzinsen


Der oben erwähnte zweite Effekt von Draghis Rede, und zwar auf die zehnjährigen Bundesanleihen, ist für Bauherren, die jetzt eine Immobilienfinanzierung benötigen, natürlich positiv. Wenn andere Investitionen zu riskant erscheinen, flüchten viele Anleger in den sicheren Hafen Bundesanleihe – und der Kurs sinkt. Und dieser ist ein guter Indikator für die Entwicklung der Baudarlehen, die von Banken meist über Pfandbriefe refinanziert werden. Die schlechten Konjunkturaussichten nähren die Vermutung, dass die EZB die für Ende 2019 angedachten Zinserhöhungen immer weiter aufschieben wird. Sollte die Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Halbjahr 2019 wieder Tempo zulegen, wäre eine Zinswende 2020 möglich.

Delle in der Konjunktur

Der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ hat gesprochen. Mitte März veröffentlichte der Rat seine Konjunkturprognose für 2019. Das Ergebnis: Deutschland befindet sich in einer Konjunkturdelle. Im November 2018 rechneten die Wirtschaftsweisen noch mit 1,5 Prozent Wachstum. Aktuell gehen sie von lediglich 0,8 Prozent aus. „Die Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft ist vorerst vorüber“, gab der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Christoph Schmidt, am 19. März bekannt. Gründe: Die Exportnachfrage in einigen Branchen habe sich abgeschwächt, aber auch Kapazitätsengpässe und der viel zitierte Fachkräftemangel spielen eine Rolle. Der Arbeitsmarkt werde sich auch weiterhin positiv entwickeln und die Zahl der Erwerbstätigen weiter steigen. Zur Delle wird das Jahr 2019, wenn sich die Prognosen für 2020 bewahrheiten sollten: Hier rechnen die Wirtschaftsweisen nämlich wieder mit einem kräftigen Plus von 1,7 Prozent.


ImmobilienScout24-Zinsbarometer: neuer Tiefstand


Wie im Zinskommentar schon bemerkt, haben sich die Bauzinsen auch bei unserem Zinsbarometer noch weiter reduziert (siehe Diagramm, Stand 30.03.2019). Die 5-jährigen Zinsen liegen Ende des ersten Quartals 2019 bei 0,80 Prozent. Ob da noch weniger geht?

Die Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung verbilligten sich um 0,05 Prozentpunkte auf 1,05 Prozent. Auch bei den 15-jährigen Krediten sank das Barometer um fast 0,05 Prozentpunkte auf zuletzt 1,40 Prozent. Wer seinen Kredit für 20 Jahre festschreibt, kauft sich viel Sicherheit. Hier liegen die Zinsen seit einem Monat stabil bei 1,65 Prozent (Zinsvergleich zum Vormonat, Stand 02.03.2019).



*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmobilienScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellter, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  


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Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels

Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel


Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Fed: ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Leitzinsen: Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

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