Die Rückkehr der Inflation
26. Oktober 2016 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Im September ist die Inflation in den USA und Großbritannien gestiegen. Als Reaktion wird eine Erhöhung der Leitzinsen erwartet. Mit einer Reaktion der EZB muss jedoch nicht gerechnet werden.
Das oberste Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist satzungsgemäß die Sicherung der Geldwertstabilität. Dies interpretiert die EZB selbst als eine Zielinflation von 2 Prozent. Andere Zentralbanken haben vergleichbare Regelungen. Da nun in den USA im September erstmals seit zwei Jahren wieder eine Inflation von 1,5 Prozent erreicht wurde, rechnen viele Analysten mit einer Erhöhung der Leitzinsen in den USA noch in diesem Jahr. Auch in Großbritannien betrug die Inflationsrate in September 1,0 Prozent und lag damit deutlich über früheren Werten. In der Eurozone ist die Inflation mit 0,4 Prozent zwar ebenfalls gestiegen, jedoch noch weit unter dem Zielwert.
Gegenüber dem Stand vor einem Monat sind die Zinsen nahezu unverändert. Für fünfjährige Zinsbindungen wurden Konditionen von durchschnittlich 0,80 Prozent statt zuvor 0,78 Prozent angeboten. Zehnjährige Kredite werden hingegen etwas günstiger, im Durchschnitt werden 0,94 Prozent statt zuvor 0,96 Prozent verlangt. Die Zinsen für fünfzehnjährige Laufzeiten blieben mit 1,30 Prozent unverändert.
Die Inflation in der Eurozone ist unverändert niedrig, auch wenn die jüngsten Ergebnisse leichte Preissteigerungen messen. Die Preissteigerungen sind aber im Wesentlichen auf eine einmalige Steigerung der Ölpreise zurückzuführen. Zudem ist die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone weiterhin verhalten. Zwar ist noch offen, ob die EZB den Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen über März 2017 hinaus fortsetzt. Gerade aber vor dem Hintergrund der Unsicherheiten aufgrund des Brexits und den bevorstehenden Wahlen in Deutschland und Frankreich sowie des Verfassungsreferendums in Italien erscheint derzeit eine substantielle Änderung des geldpolitischen Kurses der EZB unwahrscheinlich.