Weltweit keine Leitzinserhöhungen
27. September 2016 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
In Europa bleiben die Leitzinsen unverändert. Trotzdem reagiert der Finanzmarkt nervös.
Im September haben eine Reihe von Notenbanken über die Fortsetzung ihrer Geldpolitik entschieden, unter anderem die Notenbanken des Euroraums, Großbritanniens, Japans und der USA. Insbesondere die Entscheidung der US-amerikanischen Zentralbank, trotz entgegenstehender Ankündigung den Leitzins wiederum nicht zu erhöhen, hat weltweit große Aufmerksamkeit erfahren. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat entschieden, ihren bisherigen Kurs fortzusetzen. Da das Programm zum Ankauf von Anleihen jedoch bereits im März 2017 endet, hatten viele Marktbeobachter mit einer Verlängerung gerechnet. Das EZB-Präsidium will aber zunächst die weitere Entwicklung abwarten. Obwohl die EZB erneut bekräftigte, die Zinsen niedrig zu lassen, bis die Zielinflation von 2 Prozent erreicht ist, war diese kleine Einschränkung schon ausreichend, um eine Reaktion der Finanzmärkte zu bewirken. So stiegen sowohl die Renditen der Bundesanleihen als auch die Zinsswaps an. Allerdings sind bislang keine Auswirkungen auf die Konditionen für Baudarlehen zu beobachten.
Gegenüber dem Stand vor einem Monat sind die Zinsen erneut leicht gesunken. Für fünfjährige Zinsbindungen haben die Konditionen von 0,79 auf 0,78 Prozent nachgegeben. 10‑jährige Kredite werden im Durchschnitt mit 0,96 statt zuvor 0,98 Prozent angeboten. Die Zinsen für fünfzehnjährige Laufzeiten gaben weiter um 0,06 Prozentpunkte auf 1,30 Prozent nach.
Märkte und Marktteilnehmer warten weiterhin angespannt auf jedes Anzeichen einer sich ankündigenden Zinswende. Diese ist derzeit allerdings sehr unwahrscheinlich. In Großbritannien zeichnet sich aufgrund des Referendums zum Austritt aus der Europäischen Union eine Rezession ab, die sicherlich Auswirkungen auf die Konjunktur im Euroraum haben wird. Dies bedeutet, dass die Inflation weiterhin niedrig sein wird. Wenn die EZB sich entschließen sollte, den Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen nicht fortzusetzen, bedeutet dies nur, dass die Wirkungen dieser Maßnahme nicht den Erwartungen entsprechen. Die Niedrigzinspolitik wird aber sicherlich über März 2017 hinaus fortgesetzt werden.