Italiens Banken am Ende
19. Juli 2016 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Von allen Krisenherden ist für die Finanzwelt der Zustand der italienischen Banken der größte Gefahrenherd.
Terroranschläge und der Putschversuch in der Türkei haben im Juli das öffentliche Geschehen bestimmt. Für die Finanzwelt ist trotz dieser tragischen Ereignisse die mangelnde Stabilität der italienischen Banken der aktuell gefährlichste Risikofaktor. Überschuldete Banken, die meist im Eigentum des Staates standen, wurden in Italien so oft mit anderen Finanzinstituten zwangsfusioniert, bis zuletzt ein großer Teil des Bankensystems mit Krediten belastet ist, die nicht mehr werthaltig sind. Schätzungsweise 360 Mrd. Euro müssten nun aufgewendet werden, um die Banken zu sanieren.
Gegenüber dem Stand vor zwei Wochen sind die Zinsen leicht gesunken. Für fünfjährige Zinsbindungen haben die Konditionen von 0,92 auf 0,89 Prozent nachgegeben. 10‑jährige Kredite werden im Durchschnitt mit 1,06 statt zuvor 1,14 Prozent angeboten. Die Zinsen für fünfzehnjährige Laufzeiten gaben weiter um 0,06 Prozentpunkte auf 1,46 Prozent nach.
Viele Marktteilnehmer und Analysten befürchten Gefahren für die Stabilität des internationalen Finanzsystems, falls die italienischen Banken insolvent werden. Diese Gefahr ist jedoch eher gering einzuschätzen. Zwar ist Italien bereits sehr hoch verschuldet. Aber der italienische Staat ist noch in der Lage, weitere Kredite aufzunehmen, um seinen Bankensektor zu sanieren. Eigentlich müssten aber nach den europäischen Regelungen die Kleinsparer zwingend einen finanziellen Beitrag leisten, bevor der Staat einspringen darf. Dies möchte die Regierung vor den anstehenden Wahlen aber gerne vermeiden. Mit einem Zusammenbruch des italienischen Finanzsystems, wie es zeitweise in Griechenland der Fall war, ist aber nicht zu rechnen.