USA plant Zinserhöhungen
7. Juni 2016 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Die US-amerikanische Zentralbank gibt deutlich zu erkennen, dass sie die Leitzinsen erhöhen wollen.
Seit Monaten wird gerätselt, wann und ob die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) das nächste Mal die Zinsen erhöhen wird. Nunmehr hat die Präsidentin der Fed trotz leichter Verschlechterung der Arbeitsmarktstatistiken öffentlich angekündigt, dass weitere Zinssteigerungen dennoch möglich sind.
Das letzte Mal wurden in den USA die Zinsen im Dezember angehoben. Diese war die erste Zinserhöhung seit dem Beginn der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Seitdem wird international diskutiert, ob dies bereits den Beginn einer Zinswende darstellen könnte. Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigte sich damals unbeeindruckt von der Entscheidung der Fed und setze ihre expansive Geldpolitik fort.
Seit mehreren Monaten verbleiben die Zinsen ohne nennenswerte Schwankungen auf sehr niedrigem Niveau. In den letzten beiden Wochen haben sich die Konditionen für alle Laufzeiten nicht verändert. Für fünfjährige Zinsbindungen betragen die Zinsangebote unverändert 0,95 Prozent. Ebenso werden 10‑jährige Kredite weiterhin im Durchschnitt für 1,19 Prozent angeboten. Auch die Konditionen für fünfzehnjährige Laufzeiten blieben mit 1,57 Prozent konstant.
Im Juni ist weder von Seiten der Fed noch der EZB mit Zinserhöhungen zu rechnen, da am 23. Juni 2016 das Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ansteht. Zu groß wären die Auswirkungen eines eventuellen Brexits, als dass die Zentralbanken die Finanzmärkte mit zusätzlichen Zinserhöhungen belasten würden. Im Laufe des Jahres ist aber zumindest in den USA mit weiteren Erhöhungen der Leitzinsen zu rechnen. Für die EZB ist die wahrscheinlichste Prognose, dass sie sich auch dieses Mal von Leitzinserhöhungen in den USA nicht von Ihrem expansiven Kurs abbringen lässt.