Japan führt negative Zinsen ein
05. Februar 2016 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Der Zinswettbewerb geht um den Globus.
Während die US-amerikanische Notenbank im Dezember 2015 den Zins erhöht hat, führt die Bank von Japan wenige Wochen später auf einen negativen Satz. Wenn Banken zukünftig Guthaben bei der Zentralbank halten möchten, müssen sie einen Strafzins von 0,1 Prozent zahlen. Damit soll bezweckt werden, dass japanische Banken verstärkt Darlehen an Unternehmen vergeben.
Dass die japanische Notenbank mit einer Verspätung dem Negativ-Beispiel der europäischen Notenbank folgt, zeigt deutlich, dass die Erholung der Wirtschaft auch auf der anderen Seite des Globus nicht vorankommt. Die Bank von Japan hat in der Vergangenheit jedoch bereits wiederholt und mit geringem Erfolg versucht, durch exzessive Geldvermehrung die Konjunktur zu stimulieren. Es ist mehr als fraglich, ob ihr dies mit dieser jüngsten geldpolitischen Maßnahme gelingen wird.
In den letzten zwei Wochen sind die Zinsen für alle Zinsbindungsfristen erneut leicht gefallen. Die durchschnittlichen Angebote für fünfjährige Zinsbindungen fielen von 1,13 Prozent auf 1,04 Prozent. Für 10‑jährige Kredite wurden im Durchschnitt 1,51 statt zuvor 1,55 angeboten. Kredite mit fünfzehnjährigen Laufzeiten sind mit Zinsen von durchschnittlich 1,94 statt 2,05 Prozent ebenfalls günstiger.
Nach der vorsichtigen Zinserhöhung der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve im Dezember 2015 erwarteten viele Marktteilnehmer eine weltweite Zinswende. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat hingegen wiederholt bekräftigt, dass sie die Zinsen mittelfristig auch niedrigen Niveau halten wird, da weder die wirtschaftliche Entwicklung in Gesamteuropa noch die Inflation eine Zinserhöhung sinnvoll erscheinen lassen. Die japanische Notenbank hat mit ihrer jüngsten Zinssenkung nochmals gezeigt, dass die Niedrigzinsphase noch lange nicht vorbei ist.