Zinswende in Sicht
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Anmelden / RegistrierenNun kündigt sich tatsächlich die befürchtete Zinswende an. Aber zunächst nur in den USA.
Die Anzeichen mehren sich, dass in den USA das Federal Reserve System (FED) die Zinsen erhöhen wird. Einer der Direktoren kündigte in ungewohnter Offenheit an, dass die Fed in ihrer nächsten Sitzung am 17. September die Leitzinsen erhöhen werden, wenn sich die wirtschaftliche Lage der USA nicht deutlich verschlechtert. Anders als die Europäische Zentralbank (EZB), die sich nahezu allein an der Inflationsrate orientieren muss, hat die FED auch den Auftrag, mit geldpolitischen Maßnahmen die Wirtschaft zu stimulieren. Der Wirtschaft in den USA geht es jedoch wieder deutlich besser. Zum einen ist die Arbeitslosenrate auf dem sehr niedrigen Niveau von etwa 5 Prozent angekommen. Zum anderen wird wieder eine höhere Inflation vorhergesagt.
Was heißt dies für die Zinsen in Europa? Zunächst ist zu erwarten, dass der Wert des Euros gegenüber dem Dollar fällt. Die ersten Reaktionen der Finanzmärkte haben dies bereits gezeigt. Dies ist von der EZB zur Erhöhung der Inflation durchaus gewollt. Durch die Wechselkursänderung steigen zunächst die Kosten der Importe. Zudem sollten, da Exporte billiger werden, europäische Waren und Dienstleistungen stärker nachgefragt werden. Hierdurch wiederum könnten die Preise und damit auch die Inflation wieder steigen. Schlussendlich würde dann eine erhöhte Inflation der EZB die Möglichkeit geben, ebenfalls die Leitzinsen wieder zu erhöhen bzw. auf weitere Anleiheaufkäufe zu verzichten.
Die Zinsen haben sich in den letzten Wochen nur wenig verändert. Im 5-Jahres-Bereich sind die Zinsen leicht von 1,38 auf 1,34 Prozent gefallen. Für 10-jährige Zinsfestschreibungen bleiben die Zinsen konstant bei 1,80 Prozent. Die fünfzehnjährigen Konditionen sind mit 2,27 Prozent geringfügig gesunken.
Die komplexe Wirkungskette von Zinserhöhung in den USA zu Wechselkursveränderungen zu Stimulation der inländischen Wirtschaft zu Preiserhöhung zu Änderung der Geldpolitik zu Änderung der Bauzinsen ist alles andere als unmittelbar und wird auf jeden Fall Zeit brauchen. Zudem ist zu erwarten, dass die FED im September die Zinsen nur geringfügig abheben wird, um die negativen Auswirkungen insbesondere auf die Börsenmärkte zu minimieren. Wegen der Zinswende in den USA besteht für Baufinanzierer daher kein akuter Handlungsbedarf.