Corona schickt die Bauzinsen auf Talfahrt


Notenbanken feuern aus allen Rohren, Bauzinsen sinken


Das kann sich hören lassen! Unser Zinskommentar als Podcast


Das Wichtigste in Kürze:

  • Das neuartige Coronavirus sorgt für massive Kursverluste.
  • Regierungen und Notenbanken steuern gegen und fluten die Wirtschaft mit Geld und Kreditzusagen.
  • Die Bauzinsen sanken im März weiter: Noch ist keine Umkehrbewegung zu erkennen.

Special: Hinweise zur aktuell sinnvollen Zinsbindung und zur Abfederung des Risikos beim Kauf am Ende des Artikels.


Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels



Heute kann sich Ihr Traum vom Eigenheim erfüllen.





Im gleichen exponentiellen Rhythmus, in dem das neuartige Corona-Virus das öffentliche Leben lahmlegt, hat es sich – so scheint es – auch über die Finanzmärkte hergemacht. Alle großen Börsen der Welt fielen tief, um kurz danach wieder aufzuholen. Nach dem darauffolgenden Wochenende ging es dann wieder abwärts. Eine fieberkurvenartige Achterbahnfahrt für Investoren!


Corona schickt die Börsen auf Talfahrt


Der DAX stürzte von seinem Allzeithoch von 13.789 Punkten am 19. Februar auf nur 8.200 Punkte Mitte März. Seitdem ging es auf und ab. Jedes neue gigantomanische Notgeld unserer Regierung wird vom Kurs der Aktien entweder goutiert – oder ignoriert. Beim Dow Jones sah es ähnlich spektakulär aus.



Der Finanzminister holt die Bazooka raus


Muss der Mann denn gleich zur Kriegsrhetorik greifen? Finanzminister Olaf Scholz nannte sein finanzielles Hilfspaket gegen die Folgen der Corona-Krise "die Bazooka", wohl um die Tragweite und das Ausmaß der Hilfsmaßnahmen zu betonen. Als ob das nötig wäre! Günstige Kredite soll es in unbegrenztem Rahmen geben. Da bekommt selbst der ursprüngliche, aber heute selten genutzte Name der KfW-Bank wieder eine Bedeutung: Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Zentralbanken fluten die Märkte mit Geld


Damit es aber gar nicht erst zum Wiederaufbau kommen muss, schnüren auch die großen Zentralbanken ihre Hilfspakete. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist bei der Geldpolitik ja seit Jahren auf Nullzinsen abonniert, und weil sie die Zinsen nicht effektiv weiter senken kann, wird sie ihre Anleihenkäufe stark erweitern. EZB-Präsidentin Christine Lagarde kündigte ein Notfallprogramm mit 750 Milliarden Euro an.

Helikoptergeld für die USA?


Die amerikanische Fed hatte für ihre Geldpolitik noch ein wenig Zinsspielraum. Doch der ist jetzt auch fast komplett aufgebraucht. Nach einer außerplanmäßigen Senkung der Leitzinsen Anfang März, fuhr sie die Zinsen Mitte März nun fast auf Null: Zwischen 0,00 und 0,25 Prozent liegt der Korridor, innerhalb dessen sich die Banken Geld leihen können. Außerdem kauft die Fed jetzt unbegrenzt Anleihen. Zwischenzeitlich kam sogar heraus, dass Präsident Trump, den der wirtschaftliche Kollaps so gar nicht in den Kram passt, sogar Helikoptergeld unter den Amerikanern verteilen will: über 1000 Dollar für jeden. Kleine, aber feine Randnotiz in der Berichterstattung: Millionäre sollen keine Schecks erhalten.

Mit den Bauzinsen geht es abwärts


Während die Deutschen abends auf dem Balkon gegen die Schwermut singen, für Ihre Kinder Parcours durchs Wohnzimmer bauen und womöglich heimlich davon träumen, den Charité-Virologen Christian Drosten – inzwischen ein echter Superstar auf allen Kanälen – zum nächsten Bundeskanzler zu küren … während sie all das taten, was machten die Bauzinsen?

Na, die machten einfach weiter wie bisher. Sie sanken. Nicht gerade im freien Fall, aber sie sanken. Einer der wichtigsten Indikatoren für deren Entwicklung sind seit jeher die zehnjährigen Bundesanleihen. Ihr Rekordtief von minus 0,89 Prozent am 9. März zeigte die Richtung der Bauzinsen an: weiter abwärts.

Bauzinsen erneut gesunken


Das bestätigt auch das ImmobilienScout24-Zinsbarometer*. Kurios sind dabei vor allem die aktuellen Werte (Stand: 28.03.2020) für die fünf- und zehnjährige Zinsbindung. Die Kredite mit fünfjähriger Laufzeit näherten sich sehr stark an die Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung an. Die Darlehen mit einer Zinsbindung von fünf Jahren stiegen um 0,04 Prozentpunkte auf 0,60 Prozent. Die Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung legten hingegen eine Kurve hin: Nachdem sie zwischenzeitlich um 0,04 Prozentpunkte gefallen waren, kehrten sie zuletzt auf den Wert des Vormonats von 0,64 Prozent zurück.

Die 15-jährigen Darlehen verbilligten sich um 0,04 Prozentpunkte auf 0,89 Prozent. Die Zinsen für die langfristige Zinsbindung von 20 Jahren reduzierten sich um 0,01 Prozentpunkte: Aktuell gibt es diese langfristigen Baukredite für durchschnittliche 1,08 Prozent.

Für alle, die unseren Zinskommentar regelmäßig lesen, können wir also unsere Frage aus dem Februar beantworten: Nein, die langfristigen Baukredite haben es nicht geschafft, die 1,00-Prozent-Marke zu unterschreiten. Aber sie waren dicht dran: Am 14.3. notierten sie bei 1,03 Prozent. Vielleicht nächsten Monat?



Welche Zinsbindung ist jetzt die richtige?


Angesichts des anhaltenden Zinsverfalls, fragen sich viele Bauherren und Käufer natürlich: "Welche Zinsbindung soll ich jetzt am besten wählen?" Die Antwort auf diese Frage ist einfach: so langfristig wie möglich. Mirjam Mohr, Vorständin des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp: "Wir empfehlen, die derzeit günstigen Zinsen möglichst lange zu sichern, also zehn Jahre oder länger." Sollte sich die Zinssituation zuungunsten der Darlehensnehmer verändern, steht ihnen nach zehn Jahren ein Sonderkündigungsrecht zu, sodass sie dann auch längerfristige Darlehen kündigen können. Die Bank darf das nicht.

Das Risiko abfedern: mit Sondertilgungsrecht und Tilgungssatzwechseln


Ebenfalls sinnvoll: hohe Anfangstilgungen von mindestens drei Prozent wählen und einen möglichen Tilgungssatzwechsel sowie Sondertilgungen vereinbaren. Beide Instrumente helfen dabei, die aktuell durch Corona bedingte Unsicherheit etwas abzufedern: Mit Sondertilgungen kann die Restschuld auf einen Schlag reduziert werden. Tilgungssatzwechsel ermöglichen es bei Kurzarbeit oder der Gefahr eines Jobverlustes, die monatliche Belastung zu reduzieren – und so die Durststrecke bis zur Besserung der Lage zu überbrücken.

Ein Mutmacher zum Schluss: Auch Käufer und Bauherren, deren Baufinanzierung schon läuft, können aktuell auf das Wohlwollen ihrer Bank hoffen: "Wer wegen der aktuellen Situation die Tilgung aussetzen oder Tilgungssätze verändern muss, sollte auf seine Bank zugehen. Interhyp beobachtet, dass etliche Banken derzeit kulant reagieren", sagt Mirjam Mohr.


*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmoScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellter, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  


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Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel


Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Helikoptergeld: Ungewöhnliche und unter Experten höchst umstrittene Maßnahme, um den Bürgern mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Vereinfacht ausgedrückt, schenkt der Staat jedem Bürger eine feste Summe Geld. Das soll er ausgeben, damit die Wirtschaft ankurbeln und den Verfall der Preise (Deflation) entgegenwirken. Erfinder dieser Idee war der Ökonom Milton Friedman, der auch das Bild vom Geld abwerfenden Helikopter prägte. 

Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Rezession: Eine Phase im Konjunkturzyklus (daneben gibt es noch Aufschwung, Boom und Depression). Man spricht üblicherweise von einer Rezession, wenn sich die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen abschwächt oder zumindest gleichbleibt.

Irrtum vorbehalten

Junge Frau mit Mütze von hinten vor leerem Regal im Supermarkt

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