EZB schließt Negativzinsen nicht aus


Das kann sich hören lassen! Unser Zinskommentar als Podcast


Das Wichtigste in Kürze:

  • Die amerikanische Notenbank Fed weiß nicht weiter.
  • Die EZB denkt über Negativzinsen nach.
  • Mit dem Wert der Bundesanleihen sanken im Februar auch die Bauzinsen.

Wenn weltweite Krisen den klaren Blick auf die Zukunft verdunkeln, in Großbritannien der ungeregelte Brexit droht, die Konjunktur einbricht und ein Handelskonflikt nach dem anderen aufflammt – dann, ja dann schaut die Finanzwelt gern auf die zentrale Notenbank, die als unabhängige Institution die Geschicke der Wirtschaft sanft beeinflusst und immer weiß, was zu tun ist, um sie mit ihrer Geldpolitik durch unruhige Fahrwasser zu lenken. Klingt pathetisch? Hat aber bisher eigentlich immer gestimmt. Jetzt nicht mehr.


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Die Fed weiß nicht weiter


In der jüngsten Vergangenheit wusste die amerikanische Notenbank Fed immer, was zu tun war. Aktuell liegen die Leitzinsen in den USA bei 2,25 bis 2,5 Prozent und damit dramatisch weit oberhalb der Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). Weitere Zinserhöhungen sollten 2019 folgen. Das nun veröffentlichte Protokoll der letzten Zinssitzung offenbart aber: Die Fed weiß derzeit nicht so recht, wie es weitergehen soll. Das ist kein gutes Zeichen. Es gibt offenbar mehrere Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses, die sich weitere Zinsanhebungen nur dann vorstellen können, wenn die Inflation und die konjunkturelle Lage anziehen. Beides entspricht derzeit nicht den Erwartungen. Trotz Präsident Donald Trumps energischen Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur schwächelt die amerikanische Wirtschaft und das Geschäftsklima ist frostig.



Geduldiger Kurs bei der US-Notenbank


Fed-Chef Jerome Powell formuliert: Man werde im Hinblick auf Zinsanhebungen „geduldig“ vorgehen. Soll heißen: Es gibt keinen Plan. Deshalb steht im Protokoll auch keiner drin. Immerhin wird die Fed den Abbau ihrer Bilanzsumme fortsetzen. Das bedeutet: Die einst von der Notenbank zum Zwecke der Konjunkturbelebung gekauften Wertpapiere laufen aus und werden nicht durch neue ersetzt – und das im Umfang von rund 50 Milliarden Dollar im Monat.

Das Gespenst des Negativzinses


Immerhin: Bei der Fed kann man die Leitzinsen wieder senken, falls nötig. Anders als die Fed hat die EZB derzeit kein Zinsanpassungspotenzial mehr. Die Leitzinsen liegen seit langer Zeit bei 0,0 Prozent. Banken parken ihr Geld zu Strafzinsen von 0,4 Prozent bei der EZB. Vergangenes Jahr war noch die Rede davon, dass beide Zinsen im Herbst 2019 angehoben werden könnten. Auch das scheint schon wieder Schnee von gestern zu sein. Eine für Sparer merkliche Erhöhung der Zinsen könnte noch bis 2020 auf sich warten lassen. Da sich die europäische Konjunktur zusehends verschlechtert, stellt sich die Frage: Was soll die EZB noch tun, wenn die Zinsen schon bei null sind? Die Antwort liegt nah: Negativzinsen in Erwägung ziehen. Die EZB denkt laut darüber nach, was ein zu Jahresbeginn veröffentlichtes Arbeitspapier der Bank nahelegt. Soll die Wirtschaft da auf etwas vorbereitet werden, was ein gewisses „Aufschreipotenzial“ mit sich bringt?

Bauzinsen auf Talfahrt


Sparer wird es nicht freuen, denn das würde eine weitere Aushöhlung ihrer Vermögen bedeuten, die auf Spar,- Fest- oder Tagesgeldkonten vor sich hindümpeln. Wer jetzt allerdings die Finanzierung einer Immobilie plant, kann weiterhin positiv in die Zukunft blicken. Auch wenn das Preisniveau für Käufer am deutschen Immobilienmarkt stellenweise keinen Grund zum Jubeln bietet, so haben die Bauzinsen doch wenigstens Potenzial, noch weiter auf Talfahrt zu gehen.

Ein wichtiger Indikator dafür ist der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihen. Innerhalb eines Jahres hat sich die Rendite des Papiers von rund 0,70 Prozent vor einem Jahr auf zuletzt 0,09 Prozent (Stand: 21. Februar 2019) entwickelt. In der zweiten Jahreshälfte 2016 stießen die Anleihen sogar in den Negativzinsbereich vor. Aktuell stehen sie kurz davor. Verantwortlich für den Kursverfall sind weltweite Konjunktureinbrüche: Investoren stecken dann ihr Geld in sichere Anlageobjekte wie die Bundesanleihe – und ihr Kurs sinkt.

Benchmark Bundesanleihe

Bundesanleihen sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, die von der Bundesrepublik Deutschland ausgegeben werden. Es gibt sie mit unterschiedlichen Laufzeiten. Bundesanleihen besitzen einen festen Nennwert, zu dem sie zurückgenommen werden. Der Ausgabewert ist jedoch variabel. Kreditinstitute refinanzieren die von ihnen ausgegebenen Immobilienkredite zu einem großen Teil aus Pfandbriefen. Die Bundesanleihe ist für diese Anlageklasse so etwas wie ein Benchmark, also die Richtschnur, an denen sie sich ausrichten. Ein Kurseinbruch der Bundesanleihe ist deshalb ein guter Indikator für ein weiteres Sinken der Bauzinsen und umgekehrt.


ImmobilienScout24-Zinsbarometer: Alle Bauzinsen günstiger


Im vergangenen Monat sind die Bauzinsen erneut gesunken. Die 5-jährigen Zinsen gaben um 0,1 Prozentpunkte nach und etablierten sich bei 0,83 Prozent. Seit sehr langer Zeit steht also erstmalig wieder eine Acht direkt hinter dem Komma (siehe Diagramm, Stand 02.03.2019).

Die Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung verbilligten sich um 0,08 Prozentpunkte auf 1,10 Prozent. Die 15-jährigen Kredite gaben um den gleichen Wert nach und landeten bei 1,45 Prozent. Die langfristigen 20-jährigen Baukredite brechen normalerweise nicht so stark ein. Runter ging es aber auch hier, und zwar um 0,06 Prozentpunkte. Ihr Wert pendelte sich bei 1,65 Prozent ein.



*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmobilienScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellter, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  


Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels

Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel


Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Fed: ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Leitzinsen: Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln

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