April 2015

Erneute Warnung vor Finanzkrise 2.0

17. April 2015 – Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Die Finanzkrise ist noch lange nicht vorbei. Und die Lösungen werden langsam selbst zum Problem.

Keine guten Nachrichten aus der Europäischen Bankenunion: Die Europäische Kommission forscht in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland nach unzulässigen Positionen in Bankbilanzen. So sollen Verluste der Vergangenheit als Eigenkapital angerechnet worden sein. Zwar haben solche Verlustvorträge durchaus  einen materiellen Wert, da man damit in der Zukunft Steuern sparen kann. Im Konkursfall sind diese jedoch wertlos. In Griechenland sollen diese Positionen bis zu 40 Prozent des Eigenkapitals der Banken betragen.

Dann am 15. April 2015 der wenig erfreuliche Bericht des Internationalen Währungsfonds zur globalen Finanzmarktstabilität. Fazit des Berichts: Die niedrigen Zinsen seien zwar gut für die Konjunktur, aber sie erhöhen auch die Gefahren für Pensionskassen und Lebensversicherungen. Und ausdrücklich: Auch von deutschen Lebensversicherungen gehe Gefahr aus. Global ist zu befürchten, dass die Investoren immer größere Risiken akzeptieren, um im Niedrigzinsumfeld höhere Renditen zu erzielen. Das könne zu Übertreibungen an den Börsen führen. Zudem könnten die Wechselkursschwankungen zunehmen, was besonders für Schwellenländer gefährlich werde. Manche Medien haben dies als eine Warnung vor einem erneuten Zusammenbruch der Finanzmärkte interpretiert.

Zinsentwicklung

Auf dem Zinsmarkt können keine wesentlichen Veränderungen beobachtet werden. Die Europäische Zentralbank sorgt nunmehr in allen Segmenten für niedrige Zinsen. Die Konditionen für fünfjährige Bindungen sind von 1,10 auf 1,05 Prozent gefallen. Die Zinsen für zehnjährige Verträge haben von 1,40 auf 1,30 Prozent nachgegeben. Fünfzehnjährige Festschreibungen bleiben hingegen unverändert bei 1,59 Prozent.

Ausblick

Die weltweite Finanzkrise ist mittlerweile acht Jahre alt und noch längst nicht vorüber. Auch wenn Deutschland von den Auswirkungen der Krise bislang noch wenig betroffen war, sollten sich Immobilienkäufer bewusst sein, dass wir weiterhin in hochriskanten Zeiten leben. Nahezu jedes Szenario erscheint möglich, viele notwendige Reformen fehlen noch immer. Erste Pflicht bei einer Baufinanzierung ist es daher zu prüfen, ob man wirklich bereit und in der Lage ist, die langjährige, risikoreiche Belastung auf sich zu nehmen oder ob man nicht doch als Mieter besser gestellt ist. Zweite Pflicht ist Bescheidenheit: Wenn die Zinsen wieder steigen, könnten die Immobilienpreise stabil bleiben. Sie können aber auch drastisch abstürzen. Schnell ist dann die mit der Bank vereinbarte Beleihungsgrenze überschritten. Wer dann keine weiteren Sicherheiten anbieten kann, wird unter Umständen in einer ungünstigen Marktsituation sein Eigenheim wieder verkaufen müssen. Wer Sicherheit sucht, sollte daher besser mehr als 30 Prozent Eigenkapital einsetzen und gegebenenfalls lieber die kleinere Wohnung kaufen.