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Sachverständige orakeln, ob der Immobilienmarkt stagniert, weiter boomt oder doch dem Untergang geweiht ist. Aber was genau zeigen die Zahlen zurzeit?
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Wohin treibt Corona die Preise? Die Maklervereinigung Immobilienverband Deutschland (IVD) hat schon von Berufs wegen ein sonniges Gemüt, wenn es um die Einschätzung der Preisentwicklung geht. Der IVD sieht sich bei seiner Frühjahrseinschätzung hinsichtlich des Immobilienmarktes südlich des Weißwurstäquators entsprechend bestätigt: Corona lässt die Preise kalt.
Der Münchner Makler Christoph Müller-Brandt erläutert: "Wo es früher 50 Kaufinteressenten gab, gibt es jetzt 20. Am Ende kann das Objekt aber nur einer kaufen." Bevor hier die Preise sinken, steige die Nachfrage wahrscheinlich bereits wieder. Alles gut, alles sonnig also. Aber das ist natürlich München: Ein heiß umkämpfter Markt. Schwieriger ist es hier schon, überhaupt Immobilien ins Portfolio zu bekommen.
Stephan Kippes, der Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts ließ bei der Frühjahrspressekonferenz dann Zahlen sprechen. Sie sind allerdings wohlgemerkt noch aus den seligen Zeiten, bevor das Coronavirus die Wirtschaft lahmlegte. Deshalb sind sie auch so gut wie eh und je: Der Preis für eine Eigentumswohnung im Bestand und mit gutem Wohnwert stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent. Im Zehnjahreszeitraum vervielfältigte sich dieser Wert auf das 2,7-fache.
Ins gleiche Horn stößt auch der Immobilienprojektentwickler „Project Investment“, der in seiner Marktanalyse für das erste Quartal 2020 keinerlei Effekte der Pandemie auf sein Geschäft sah. Zumindest bis Ende März hatte das Coronavirus bei vielen Neubauprojekte in den Metropolregionen offenbar nur geringe Relevanz: »Unsere eigens durchgeführten März-Recherchen, die speziell je nach Standort zwischen Anfang und Ende März erfolgten, zeigen bislang keinerlei Auswirkungen der Corona-Krise, weder bezüglich der Verkaufspreise noch bezüglich der verkauften Einheiten. Es kam lediglich zu vereinzelten Vertriebsstopps«, erläutert Matthias Schindler aus dem Vorstand.
In der Statistik des Unternehmens dominiert München, allerdings nicht mit dem größten Preiswachstum, sondern mit den höchsten Durchschnittspreisen: 10.603 Euro kostet der Quadratmeter an der Isar. Das sind 10,6 Prozent mehr als im vorherigen Quartal. Besser noch schneiden Hamburg (plus 11 Prozent) und Köln (plus 11,9 Prozent) ab.
Doch wie wird es im April, Mai, Juni aussehen? IVD-Marktforscher Stephan Kippes zeigt sich bei der Zukunftsprognose vorsichtig. Es gebe zwei gegenläufige Bewegungen, die den Immobilienmarkt und seine Preise beeinflussen. Gute Zeichen, schlechte Zeichen also.
Einerseits könnte sich die Nachfrage abschwächen, weil immer mehr Menschen in Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit gedrängt werden. Bis Ende April wurde 2020 bereits für rund 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit beantragt, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Andererseits bekommt angesichts abstürzender Aktienmärkte das Betongold neuen Auftrieb: zur Eigennutzung oder als Geldanlage. Das Coronavirus könnte auch Trends setzen: Immobilien mit Garten könnten stärker nachgefrag werden. Wohnungen, die noch nicht einmal einen Balkon besitzen, hätten das Potenzial zum Ladenhüter. Wer zu Hause bleiben muss, will es behaglich haben: Daher wird jetzt vielleicht auch der Wohnwert der eigenen vier Wände nun stärker auf den Prüfstand gestellt – und die Möglichkeit geschätzt, ein schönes und funktionales Homeoffice einzurichten.
Der Wohnimmobilienindex (IMX) von ImmoScout24 verzeichnet eine Abschwächung der Kaufpreise. Allerdings muss man hier differenzieren: Insbesondere bei den Bestandswohnungen gehen die Preise im deutschen Durchschnitt weiter nach oben. Bei Neubauwohnungen stiegen die Preise hingegen eher mager: um 0,7 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2019. Die lang anhaltende Preisdynamik im deutschen Immobilienmarkt scheint einen Höhepunkt erreicht zu haben, lautet das Fazit von ImmoScout24-Geschäftsführer Ralf Weitz.
Irrtum vorbehalten. Geändert am 14. Mai 2020
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