Corona: Darum wird Coworking so wichtig
Viele Angestellte haben sich inzwischen an das Homeoffice gewöhnt. Doch es gibt gute Gründe, warum in Corona-Zeiten und auch danach mehr Menschen als zuvor Coworking-Büros nutzen werden.
Veröffentlicht am 18. Mai 2020
In Großstädten ist trotz Corona-Pandemie Büroraum knapp. Deswegen werde dort auch in Corona-Zeiten das Angebot an Coworking-Flächen weiterhin gut angenommen, so Tobias Kollewe, Vorstandsmitglied des Bundesverband Coworking Spaces e. V. (BVCS) zur Deutschen Presse-Agentur. Aber er räumt auch ein: "Je weiter Sie aufs Land hinausgehen, desto kritischer wird es."
Doch Coworking-Flächen könnten für Gewerbetreibende in Zukunft ein Thema werden - auch im ländlichen Raum: Ein Mindestabstand wird auch weiterhin erforderlich sein. Viele Firmen können das bei voller Besetzung in ihren Büros nicht gewährleisten.
Tatsächlich haben das Geschäftsmodell von flexibel anmietbaren Arbeitsräumen mit gehobenem Service inzwischen auch andere für sich entdeckt. Rund 500 Hotels deutschlandweit vermieteten ihre Zimmer als Büros, berichtet das Online-Magazin Gründerszene: „Inklusive WLAN, Schreibtisch, Mittagessen und Getränken aufs Zimmer“. Dieser Service ist vor allem für ein gehobenes Management gedacht, was sich auch in den Preisen niederschlägt. Allerdings machen isolierte Hotelzimmer unmöglich, was die Coworking-Flächen für viele gerade so interessant macht: Vernetzung.
Nach Wochen im Homeoffice am Küchentisch oder im Schlafzimmer wird der direkte Austausch von vielen Arbeitnehmenden wieder herbeigesehnt. Die U.S.-amerikanische Zeitschrift Forbes schreibt, dass gerade die Funktion als Community Hubs den Coworking-Büros einen großen Vorteil verschaffe. Diese Vernetzung bringe möglicherweise die Mieter der Coworking-Büros auf Ideen und Wege, die aus der ökonomischen Krisenzeit führten.
Zwei Anbieter von Coworking-Flächen erzählen, warum und wie sie ihren Mietern gerade jetzt helfen können.
Mit rund 800 Standorten auf allen Kontinenten ist WeWork der wohl bekannteste Anbieter für Coworking-Flächen. In Deutschland gibt es derzeit 16 geöffnete Standorte, in denen einzelne Schreibtische oder ganze Büroetagen im modernen Look gemietet werden können. Die regelmäßigen Events für das Netzwerken werden derzeit durch Online-Kurse ersetzt.
Janine Huber, Head of Marketing Germany & Netherlands, beantwortete unsere Fragen.
Was können Ihre Mieterinnen und Mieter bei der Rückkehr für Neuerungen und Schutzmaßnahmen erwarten?
Unsere Maßnahmen reichen von Abstandsregeln über erhöhte Hygienestandards bis hin zu schriftlichen Hinweisen. In den Community-Bereichen, gemeinschaftlichen Arbeitsbereichen und in Meeting-Räumen haben wir Pufferzonen geschaffen, die dabei helfen, den empfohlenen Mindestabstand einzuhalten. Stark frequentierte Bereiche werden noch häufiger desinfiziert und Desinfektionsmittel und Reinigungstücher stehen in allen Bereichen zur Verfügung.
Wie locken Sie Ihre Mieterinnen und Mieter wieder in die Räume?
Für viele Unternehmen ist es gerade jetzt sinnvoll, über flexible Bürolösungen nachzudenken. Angesichts der Volatilität in der Wirtschaft und der Ungewissheit über geschäftliche Anpassungen bewerten viele Unternehmen ihren Immobilienbedarf derzeit neu. Außerdem überdenken viele Unternehmen nun ihr Konzept eines einzelnen Bürostandorts und suchen nach einer Infrastruktur, die eine verteilte Belegschaft ermöglicht, ohne auf eine gemeinsame Unternehmenskultur oder den Austausch miteinander zu verzichten.
Unabhängig davon, ob sie langfristige Verpflichtungen vermeiden oder kurzfristig flexiblen Raum benötigen, kann WeWork sofortige Optionen bieten.
Warum ist die Arbeit im Coworking-Büro besser als im Homeoffice?
Wir alle haben in den vergangenen Wochen notgedrungen viel Zeit im Homeoffice verbracht und unsere Arbeit allein vom Laptop aus oder gemeinsam in Video- oder Telefonkonferenzen gemeistert. Nun gilt es, mit voraussichtlich weiteren dynamischen Anpassungen, zu einem “new normal” zu kommen. Dieses beinhaltet auch, dass nicht alle von uns weiter allein zu Hause vor dem Laptop sitzen müssen, sondern dass das direkte Zusammenarbeiten im Kollegenkreis, das gemeinsame Besprechen von Strategien oder der spontane Austausch in einem kreativen Umfeld wieder mehr in den Fokus rücken – und dafür ist ein sicherer und komfortabler Ort unerlässlich.
Unicorn wurde 2015 gegründet und betreibt 19 Workspaces in Berlin, Lissabon, Potsdam, Hamburg, Köln und München. Arbeitsflächen gibt es in variabler Größe, darunter auch in einem alten Bauernhof mitten im Berliner Szenebezirk Neukölln. Regelmäßig schreibt Unicorn Stipendien für Startups aus.
Unsere Fragen haben wir dem Chief Marketing Officer, Benjamin Nick gestellt.
Was können Ihre Mieterinnen und Mieter bei der Rückkehr für Neuerungen und Schutzmaßnahmen erwarten?
Wir halten Abstände ein und haben die Belegung der Meetingräume auf eine kleinere Anzahl an Personen beschränkt. Außerdem bitten wir mit Aushängen um die Einhaltung all unserer Regeln. Dazu gehören regelmäßiges Händewaschen, täglich mehrmaliges Lüften der Büros und das Tragen von Gesichtsmasken in den öffentlichen Bereichen. In den Büros helfen wir unseren Mieter*innen auch dabei, die Tischordnung so zu gestalten, dass Abstände groß genug sind und stellen freie Büros zur Verfügung.
Wie locken Sie die Mieterinnen und Mieter wieder in die Räume?
Mit kreativen Lösungen, die es uns erlauben, unseren Nutzerinnen und Nutzer weiterhin exzellenten Service zu bieten. Wir haben überall ohne Extrakosten für Nutzerinnen und Nutzer geöffnet, damit diese in Ihrer Nähe arbeiten können und so auf Bus und Bahn verzichten können. Unsere Barista sind vor Ort allzeit bereit und bringen frischen Cappuccino und Lunch-Angebote jetzt direkt zu den Nutzerinnen und Nutzern in die Büros.
Firmen mit eigenen Büros bieten wir die Möglichkeit, einen Teil ihrer Teams auszulagern und bei uns unterzubringen. Das schafft Platz in den eigenen Flächen und geht sogar wochenweise.
Warum ist die Arbeit im Coworking-Büro besser als im Homeoffice?
Viele haben gerade am eigenen Leib erfahren, dass Homeoffice nicht für jede und jeden die ideale Lösung ist. Die eigenen vier Wände bieten viel Ablenkungspotential, – ob mit oder ohne Familie. Am Ende des Tages leiden Produktivität und Laune darunter.
Mein erster Tag zurück im Workspace hat mir die Vorteile des eigenen Büros dann noch einmal vor Augen geführt: Ergonomische Stühle statt Küchenmöbel, konzentrierte Arbeitsatmosphäre statt Aufräumzwang, Gemeinschaftsgefühl statt Einsamkeit – und zu guter Letzt hervorragender Barista-Kaffee.