Leichter Anstieg bei den Bauzinsen
Zinskommentar Februar 2018: Inflation steigt, Leitzinsen bleiben stabil. Sorge um den Wechselkurs.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die EZB hat in ihrer Zinssitzung im Januar 2018 keine geldpolitischen Änderungen beschlossen.
- Sorge bereiten den Währungshütern der starke Euro und der Wechselkurs zum Dollar.
- Anfang Januar haben sich Immobilienkredite leicht verteuert.
Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels
Im Januar ging es turbulent ins neue Jahr. In den USA kam es zum gefürchteten „Government Shutdown“ und die US-Regierung lief nur noch im Notfallmodus. Im Grunde genommen waren die drei Tage vom 20. bis 23. Januar halb so wild, sie zeigten aber wieder sehr deutlich, wie zerstritten Republikaner und Demokraten sind. Der Übergangshaushalt, den der Kongress daraufhin verabschiedete, stellt die Finanzierung der Regierung daher auch nur bis zum 8. Februar sicher. Es bleibt also weiterhin spannend.
Präsident Donald Trump sorgte währenddessen für Erheiterung im Netz: Das Weiße Haus veröffentlichte ein Foto, das zeigen sollte, wie hart der Präsident auch während des Shutdowns arbeite. Zu sehen war Donald Trump, wie er an einem blitzeblanken Schreibtisch sitzt und telefoniert. Kein Papier, kein Stift zu sehen – sodass eher der Eindruck entstand, als hätte er nichts zu tun. Die Häme auf Twitter & Co. ließ nicht lange auf sich warten.
Trumps Protektionismus – er selbst bezeichnet ihn als Schutz vor der unfairen Handelspolitik anderer Nationen – ging derweil in eine nächste Runde: Waschmaschinen und Solarmodule werden neuerdings mit Einfuhrzöllen belegt. Das trifft vor allem Importe aus Südkorea und China. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sorgte das auch prompt für böses Blut. Die US-Wirtschaft brummt wie nie zuvor. Der Dollar verbilligte sich gegenüber dem Euro, letzterer erreichte Ende Januar einen neuen Höchststand seit drei Jahren. Das Ergebnis: Waren aus den USA werden für ausländische Kunden günstiger, Produkte aus der Eurozone hingegen verteuern sich.
Apropos Euro: Am 25. Januar traf sich die Europäische Zentralbank zu ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr. Auch die war geprägt vom sorgenvollen Blick auf den Kurs des Euro: „Die derzeitige Wechselkursvolatilität stellt eine Unsicherheitsquelle dar, die eine genaue Beobachtung erfordert", sagte EZB-Präsident Mario Draghi.
Warum denn eigentlich? Ganz einfach: Ein starker Euro führt dazu, dass Importe billiger werden und damit auch die Inflationsrate (siehe Kasten) sinkt. Und die ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sie EZB ihren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik beginnen kann. Mario Draghi wünscht sich dafür eine Kerninflation knapp unter der Zweiprozentmarke. Und weil es derzeit beim Wunsch bleibt, wird die EZB-Politik erst einmal nicht angetastet: Die Leitzinsen verharren bei null Prozent. Das Anleihenaufkaufprogramm wird in reduziertem Umfang planmäßig bis September 2018 weiterlaufen. Experten rechnen vor 2019 mit keiner Anpassung der Zinsen.
Die Entwicklung der Inflation im Jahr 2017
Mitte Januar veröffentlichte das Statistische Bundesamt die Bilanz der Verbraucherpreissteigerungen des Jahres 2017. Durchschnittlich erhöhten sich die Verbraucherpreise 2017 um 1,8 Prozent verglichen mit den Werten im Jahr 2016. Die höchste Teuerungsrate wiesen die Energiepreise auf: Sie stiegen um rund 3,1 Prozent, wobei Heizöl (+16,0 Prozent) und Kraftstoffe (+ 6,0 Prozent) am stärksten zulegten. Auch bei Nahrungsmitteln erreichten die Preissteigerungen einen neuen Höhepunkt, der bei + 3,0 Prozent lag. Das Statistische Bundesamt errechnete auch eine Inflationsrate nach den Vorgaben der Europäischen Union: Dieser sogenannte “Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI)“ nimmt bestimmte Änderungen am nationalen Index vor, um die EU-Mitgliedsstaaten vergleichbar zu machen. Beispielsweise wird hierbei das selbst genutzte Wohneigentum nicht berücksichtigt – im deutschen Verbraucherpreisindex hingegen schon. Der HVPI liegt für das Jahr 2017 niedriger: bei 1,7 Prozent. Die von der EZB angestrebte Inflationsrate von knapp 2,0 Prozent wurde 2017 dauerhaft nicht erreicht.
Zum Jahresbeginn haben sich die Bauzinsen genau wie im Januar 2017 erhöht. Das ImmobilienScout24-Zinsbarometer* (siehe Diagramm, Stand 29.01.2018) zeigt dies deutlich. Die Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung stiegen auf 1,25 Prozent, die Kredite mit fünfjähriger Zinsbindung blieben mit 0,99 Prozent relativ stabil. 15-jährige Kredite verteuerten sich auf 1,62 Prozent. Die Zinsen mit einer Zinsfestschreibung von 20 Jahren verteuerten sich ebenfalls – auf aktuell 1,80 Prozent.
Dass die Bauzinsen in den vergangenen Monaten vergleichsweise stabil waren, spiegelt sich auch im Verhalten der Bauherren wider: Der Immobilienfinanzierer »Dr. Klein« verzeichnet beispielsweise eine Renaissance des klassischen Annuitätendarlehens: 80 Prozent aller Kredite entfallen auf diese Darlehensart. Forward-Darlehen, mit denen sich Bauherren den aktuellen Zins etwa für eine Anschlussfinanzierung im Voraus sichern, haben sich zwischen Januar und Dezember 2017 nahezu halbiert (von knapp 20 auf zehn Prozent). Hohe Tilgungsraten werden seit Langem empfohlen: Viele Bauherren haben sich daran gehalten und 2017 im Durchschnitt mit 2,91 Prozent getilgt. Diese Empfehlung gilt übrigens auch weiterhin.
*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmobilienScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellter, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.
Anleihenaufkaufprogramm: Seit März 2015 kauft die EZB in großem Umfang europäische Staats- und Unternehmensanleihen. Sie will Banken dazu veranlassen, Darlehen an Unternehmen und Privathaushalte auszugeben, um die Konjunktur anzukurbeln.
Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.
Geldpolitik: Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.
Government Shutdown kann man als „Stilllegung der Regierung“ in den USA übersetzen. Diese Situation tritt ein, wenn sich die Regierungsverantwortlichen (Senat, Repräsentantenhaus, Präsident) nicht über die Vergabe von Haushaltsmitteln einigen können. Weil deren Bezahlung nicht sichergestellt ist, werden alle weniger wichtigen Mitarbeiter in einen unbezahlten Urlaub entlassen, während wichtige Behörden (z. B. Polizei, Verteidigung, Rettungsdienste und Geheimdienst) davon unangetastet bleiben. Seit 1976 kam es insgesamt zu 19 solcher Shutdowns in den USA.
Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.
Leitzinsen: Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.
Protektionismus Darunter versteht man Maßnahmen eines Staates, die eigene Wirtschaft zu stärken, indem sie vor ausländischer Konkurrenz geschützt wird. Das geschieht üblicherweise mithilfe von Strafzöllen, die Importe teurer und damit unattraktiver machen – oder über eine Subventionierung der heimischen Produkte.
Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln.
Volatilität Damit wird die Schwankung einer Zeitreihe (zum Beispiel von Aktienkursen oder Zinsen) um einen bestimmten Wert bezeichnet. Schwankt ein Kurs beispielsweise sehr stark, ist seine Volatilität hoch und damit auch das Risiko.
Irrtum vorbehalten