Bauzinsen leicht gestiegen
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Das Wichtigste in Kürze:
- Die EZB hat ihr Anleihenkäufe reduziert und peilt für Herbst 2019 eine Erhöhung der Leitzinsen an.
- Das Baukindergeld boomt: Trotz der Kritik am Gesetz, gehen Tausende Anträge ein.
- Langfristige Bauzinsen ab zehnjähriger Zinsbindung haben sich verteuert.
Ihm wurde immer wieder vorgeworfen, dass er seine Heimat Italien schützen wolle und sich deshalb nicht an die Anhebung der Leitzinsen herantraue. Ob es stimmt? Dass Italien gerade wegen erheblicher Neuschulden in die Schlagzeilen geriet, scheint Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), hinzunehmen, denn am Kurs der Geldpolitik bei der EZB änderte das nichts.
Zentralbank bleibt auf Kurs
Auf der Zinssitzung Ende Oktober wurde nicht viel Neues verkündet: Das Anleihenaufkaufprogramm wurde wie geplant Anfang Oktober auf die Hälfte (statt 30 nun 15 Milliarde Euro) reduziert. Zum Ende des Jahres soll dann endgültig Schluss sein mit der geldpolitischen Schützenhilfe. Dann, 2019 sollen die Nullzinsen abgeschafft werden. Mutmaßlich wird das erst im Herbst passieren, wenn man die Formulierung der EZB, die Nullzinsen würden noch „mindestens über den Sommer 2019" Bestand haben, entsprechend deutet. Dann wird es möglicherweise Draghis Nachfolger sein, der den „Hebel“ umlegt. Draghis Amtszeit endet mit dem Oktober 2019.
„Die Fed ist verrückt geworden!“
In den USA gibt es mal wieder einen Schlagabtausch „Staatsoberhaupt vs. Notenbank“. Fed-Präsident Jerome Powell erhöhte Ende September zum dritten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen – auf 2,0 bis 2,25 Prozent. Donald Trump polterte jüngst: „Die Fed ist meine größte Bedrohung“ und „Ich denke, dass die Fed verrückt geworden ist.“ Er sagte aber dann ganz gönnerhaft über Powell: „Ich werde ihn nicht feuern.“ Na, warten wir es ab.
Steuerschätzung: Bloß keine Extras einplanen
In Deutschland versammelte man sich unterdes mal wieder zur Wünsch-dir-was-Show, um der aktuellen Steuerschätzung beizuwohnen. Obwohl, wünschen durften sich die zahlreichen Bittsteller aus den unterschiedlichen Ressorts sowieso bisher nicht viel. Nun wird es im Vergleich zur letzten Steuerschätzung noch ein wenig knapper, denn die Mehreinnahmen für Bund, Länder und Kommunen schmelzen auf 6,7 Milliarden. Das ist natürlich Gejammer auf hohem Niveau, aber Finanzminister Olaf Scholz bleibt hart: „Größere neue Spielräume sind nicht sichtbar.“ Die Konjunktur lässt nach, die Wachstumsprognose der Bundesregierung liegt bei „nur“ noch 1,8 Prozent. Viele Milliarden flossen und fließen unter anderem in Rentenverbesserungen, geringere Krankenkassenbeiträge und das Baukindergeld.
Windhunde verschlingen das Baukindergeld
Apropos: Für Immobilienkäufer ist das Umfeld deshalb immer noch hervorragend. Noch dazu, seitdem nun endlich das erwähnte Baukindergeld beantragt werden kann. Kritiker verurteilen es als Geldverschwendung, die nur „Mitnahmeeffekte“ auslöse: Wer sowieso bauen will, nimmt das Geld einfach mit – aber keiner käme ins Eigenheim, der es nicht sowieso auch ohne das Baukindergeld geschafft hätte. In jedem Fall ist es beliebt. 24.399 Förderanträge zählte die mit der Umsetzung beauftragte KfW-Bankengruppe im ersten Monat. Das riecht nach Bestseller. Und nach unterdimensioniert. Denn wenn die Anträge weiter so munter eingehen, wäre der Fördertopf von immerhin drei Milliarden Euro pro Jahr wohl für das Jahr 2019 im Sommer schon leer. „Windhundverfahren“ nennt man das: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Interessant ist die regionale Verteilung der bisherigen Anträge: An der Spitze stehen Flächenstaaten wie Nordrhein-Westfalen (5611 Anträge) oder Baden-Württemberg (3197 Anträge), Schlusslichter sind die Stadtstaaten Hamburg und Bremen mit jeweils etwas mehr als 200 Anträgen. Ob die Preise in den Metropolen so hoch sind, dass die möglichen Baukindergeld-Bezieher bereits jenseits der Einkommensgrenze liegen? Das wäre Wasser auf die Mühlen der Kritiker des Baukindergelds.
Wer bekommt Baukindergeld?
Das Baukindergeld beträgt 1.200 Euro pro Kind pro Jahr – gezahlt wird für maximal zehn Jahre. Berechtigt sind Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen von bis zu 75.000 Euro im Jahr plus einem Freibetrag von 15.000 Euro pro Kind. Gültig ist der Zuschuss für den Ersterwerb einer selbstgenutzten Immobilie. Beantragt werden kann das Baukindergeld für Wohneigentum, das im Zeitraum vom 01. Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2020 gekauft wurde oder gekauft wird. Ein zuvor gebautes Haus wird also nicht gefördert.
ImmobilienScout24-Zinsbarometer: langfristige Kredite teurer
Das ImmobilienScout24-Zinsbarometer* vermeldet Zinserhöhungen bei allen Krediten jenseits der 10-Jahres-Zinsbindung (siehe Diagramm, Stand 27.10.2018).
Die Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung verteuerten sich um 0,05 Prozentpunkte und liegen aktuell bei 1,34 Prozent. Die 15-jährigen Kredite stiegen um 0,05 Prozentpunkte auf jetzt 1,70 Prozent. Fast genauso erging es den langfristigen Zinsen mit einer Zinsfestschreibung von 20 Jahren. Sie kletterten auf 1,90 Prozent, was einem Plus von 0,03 Prozentpunkten entspricht.
*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmobilienScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellter, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.
Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels
Anleihenaufkaufprogramm: Seit März 2015 kauft die EZB in großem Umfang europäische Staats- und Unternehmensanleihen. Sie will Banken dazu veranlassen, Darlehen an Unternehmen und Privathaushalte auszugeben, um die Konjunktur anzukurbeln.
Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.
Fed: ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.
Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.
Irrtum vorbehalten