Ein Mehrgenerationenhaus richtig planen

Bautipp vom Verband Privater Bauherren e.V.

Viele Familien rücken wieder enger zusammen. Berufstätige Ehepaare finden keine Kinderbetreuung und freuen sich über die Unterstützung der Großeltern. Senioren mögen nicht alleine leben oder gar ins Heim. Studenten finden in der Universitätsstadt keine bezahlbare Bleibe und pendeln von zu Hause aus. Immer mehr Menschen legen ihre Wohnungen wieder zusammen - im Mehrgenerationenhaus.


Der Bautipp wird von Dipl.-Ing. Klaus Kellhammer, Leiter des VPB-Regionalbüros Tübingen, und vom Verband Privater Bauherren e.V. (VPB) präsentiert.

VPB - unabhängige Bauberatung für Bauherren und Immobilienbesitzer


Das Wohnen im Mehrgenerationenhaus muss wie eine Bauherrengemeinschaft aufgezogen werden. Es muss sorgfältig geplant und solide finanziert werden. Hinzu kommen mitunter knifflige Erbschaftsfragen, die alle Beteiligten im Vorfeld klären sollten.

Grundsätzliche Fragen klären


Mehrgenerationenprojekte beginnen wie jedes Bauprojekt mit der Grundlagenermittlung. Anfangs müssen alle Bauherrengruppen grundsätzliche Fragen klären:

  • Wer will alles mitmachen?
  • Wie eng will man zusammen leben?
  • Wie viel Geld steht zur Verfügung?
  • Besitzen Mitglieder der Gruppe schon Immobilien, die eventuell um- und ausgebaut werden können?

 

Hinzu kommen beim Mehrgenerationenhaus innerhalb der Familie aber auch noch erbrechtliche Fragen:

  • Wie wird beispielsweise das Erbe geregelt, wenn von den Kindern nur eines mit den Eltern zusammenzieht?
  • Kann das Kind dann im Erbfall die anderen auszahlen oder muss das Mehrgenerationenhaus dann verkauft werden?
  • Oder was passiert, wenn eine Partei aus beruflichen oder privaten Gründen ausziehen muss?
  • Wenn Partner sterben oder sich scheiden lassen?
  • Können die Übrigen die Ausziehenden dann auszahlen oder müssen kapitalstarke Fremde ins Gemeinschaftshaus geholt werden?

 

Solche zum Teil sehr unangenehmen Fragen sollten die Beteiligten möglichst schon in der ersten Phase besprechen und auch vertraglich regeln.


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Die zwei Varianten des Mehrgenerationenhauses


Zwei Varianten sind beim Mehrgenerationenhaus sinnvoll: Einmal das große Wohnhaus, das einer Partei gehört, die es dann an die anderen vermietet. Dort ist ein Wechsel einzelner Parteien jederzeit möglich. Die Entscheidungen liegen in einer Hand. Das Zusammenleben wird über die Hausordnung geregelt. Die Zukunft kann über Erbe und Vorkaufsrechte abgesichert werden.

Die zweite Variante, die sich gut handhaben lässt, ist die Immobilie in Form einer Wohneigentumsanlage. Auch diese Wohnungen können unabhängig voneinander bewohnt und vererbt werden. Im Erbfall kann der Besitz geteilt und vielleicht sogar erhalten werden. Der gemeinschaftliche Besitz einer Immobilie dagegen muss sehr detailliert geklärt werden und funktioniert am besten, wenn es nur einen Erben gibt beziehungsweise wenn der erbberechtigte Mitbewohner ein Vorkaufsrecht hat und auch in der Lage ist, die anderen Erben auszuzahlen.

Haus neu bauen oder umbauen?


Mehrgenerationenhäuser können, müssen aber nicht unbedingt neu gebaut werden. Oft lassen sich Immobilien ausbauen, die bereits im Besitz eines Familienmitglieds sind. Grundriss und Raumgrößen werden dann den neuen Familienbedürfnissen angepasst, Barrieren beseitigt. Je nach Bebauungsplan darf angebaut oder aufgestockt werden, falls der vorhandene Platz nicht reicht.

Großfamilien sparen aber auch viele Räume; wer gemeinsam wohnt, der braucht nicht mehrere Werkstätten, Waschküchen oder Hauswirtschaftsräume. Familien können sogar Arbeitszimmer und Gästeapartments gemeinsam nutzen. Allerdings müssen solche Umbauten individuell angepasst werden, damit sie möglichst lange genutzt werden können.

Wichtig: Nichts überstürzen

Wenn die Generationen gemeinsam neu bauen, sollten sie sich vor allem Zeit lassen, bis sie die richtigen Partner für Planung und Bau gefunden haben. Lieber in Ruhe planen und dann mit soliden Firmen bauen, als etwas übers Knie brechen oder am falschen Ende sparen! Wer will schließlich schon das Abenteuer „Mehrgenerationenwohnen“ mit Streit, Hektik, unerwarteten Extrakosten und Baumängeln beginnen?

Tipp

Um Familien den Einstieg ins Mehrgenerationenhaus zu erleichtern, hat der VPB einen Ratgeber herausgegeben. Er heißt "Mehrgenerationenhaus - Wohnen unter einem Dach". Der kostenlose VPB-Ratgeber erläutert, wie Familien ans Projekt "Mehrgenerationenhaus" herangehen können. Er erklärt, worauf es bei der Planung und der Durchführung ankommt. Checklisten fassen die wesentlichen Punkte zusammen, von Finanzierung bis Erbe, von Hausbau bis Hausordnung, von Schallschutz bis Gewährleistung.  


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